Da haben wir mal wieder den Beweis: Politiker sind auch nur Menschen – und brauchen Urlaub. In Brüssel ist dafür jedes Jahr im Sommer einen Monat lang Zeit. Die aktuelle Sommerpause läuft noch bis Ende August. Gähnende Leere also in den Parlaments- und Kommissionsgebäuden? Ja, aber einige halten die Stellung.
Es sind ganz besondere Tage für Jens Müller, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Grünen im EU-Parlament arbeitet. In den Fluren und Räumen, wo sonst das Leben tobt, herrscht Ruhe. Dann zu arbeiten, wenn die meisten anderen Urlaub machen, hat aber auch Vorteile, sagt er: „Die relativ ruhige Zeit der Sommerpause ist der ideale Moment, um mal das abzuarbeiten, Was man normalerweise nicht schafft. Zum Beispiel das Büro aufzuräumen oder Dokumente, die schon länger auf dem Schreibtisch liegen, endlich in Ruhe durchzulesen. Und das Parlament schickt diverse Trupps durch das Gebäude, um zum Beispiel Teppiche in aller Gündlichkleit zu reinigen und viele kleinere Reparaturen zu erledigen.“
Als hätte jemand auf die Pause-Taste gedrückt – das sonst so lebendige Parlament befindet sich für einen Monat im Sommer-Schlaf. Trotzdem klingelt das Telefon im Büro und auch der Mail-Eingang füllt sich, wenn auch langsamer, als sonst, beschreibt Müller: „Auch in der Sommerpause stoppt das politische Leben natürlich nicht komplett. Zum Beispiel bekommen wir immer noch Anfragen von Journalisten oder auch Bürger rufen uns an. Und so ist es gut, wenn jemand hier ist und Auskunft geben kann.“ Jens Müller nimmts entspannt – und macht eben dann Urlaub, wenn der Politik-Motor in Brüssel wieder richtig angelaufen ist. Bis dahin heißt es: Stellung halten – und auch mal etwas früher Feierabend haben, fret sich der EU-Mitarbeiter: „Ich genieße diese Zeit auf jeden Fall, weil man die Dinge mit mehr Ruhe erledigen kann und weil man auch mal was vom Tag haben kann, wenn man nicht bis spät abends im Büro sitzt. Ich zum Beispiel nutze die freie Zeit, um hier in Brüssel in einem Flüchtlingscamp als Freiwilliger auszuhelfen.“
Am 28. August endet die Sommerpause offiziell – dann treffen die Abgeordneten und Kommissare nach und wieder in Brüssel ein. Zu besprechen gibt es genug – es ist schließlich einiges aufgelaufen nach einem Monat Urlaub.