Linda Givetash vom Fact-Checking-Team von Euranet Plus hat sich Zahlen und „Geschichten“ rund um die EU-Agrarpolitik genauer angesehen
In den Medien sehen wir, dass sich der europäische Agrarsektor bedroht fühlt. Er sieht sich mit veränderten Budgets und politischen Maßnahmen konfrontiert, während die Unterzeichnung neuer Außenhandelsabkommen zu unlauterem Wettbewerb führen könnte. Die Spannungen rund um dieses Thema haben auch zu Fehlinformationen und Desinformation in den sozialen Medien geführt, die wir untersuchen.

In Spanien wurden beispielsweise alte Videoaufnahmen verwendet und mit falschen Untertiteln versehen, um den Eindruck zu erwecken, die Polizei würde Bauernproteste unterdrücken, während in Polen Behauptungen kursierten, dass Laborfleisch aus Krebszellen hergestellt werde.
Als Erstes wollten wir überprüfen, ob die Agrarpolitik der EU tatsächlich in den Hintergrund gedrängt wurde. Die Landwirtschaft hat in den letzten 30 Jahren an Bedeutung für die europäische Wirtschaft verloren. Dennoch bleibt sie eine stabile Größe und trägt 2024 1,3 % zum BIP der Union bei. Europäische Landwirte erhalten seit langem umfangreiche Finanzmittel von der Union, und der neue Haushalt der Union für den Zeitraum 2028-2034 zielt darauf ab, die Vergütung der Landwirte zu vereinfachen.
Dies folgt jedoch dem Trend, dass der Anteil der Landwirtschaft am Gesamthaushalt zurückgeht.
Unterdessen hat das EU-Mercosur-Abkommen zwischen der Union und Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay Befürchtungen geschürt, dass es den europäischen Landwirten schaden könnte, da sie mit Importen konkurrieren müssen, die niedrigeren Standards und Kosten unterliegen.
Wir haben auch gehört, dass kontaminierte Produkte oder Produkte mit in der EU nicht zugelassenen Pestiziden auf den europäischen Markt gelangen könnten. Während viele Experten sagen, dass die EU von Handelsabkommen wie dem mit dem Mercosur weitgehend profitieren wird, warnt der Think Tank The Atlantic Council, dass die politische Polarisierung in einzelnen Ländern die wirtschaftlichen Gewinne überschatten könnte.
Das Abkommen hat zu allgemeinen Bedenken hinsichtlich der Menschenrechte und der Umwelt geführt.
Der Europäische Gewerkschaftsbund sagt, dass das Abkommen keinen Schutz für Arbeitnehmer vorsieht. Auch Verbraucher könnten gefährdet sein. Die Europäische Verbraucherorganisation sagt, dass das Abkommen Lebensmittelimporte zulässt, die im Widerspruch zu den Umwelt-, Lebensmittelsicherheits- und Tierschutzstandards der EU stehen.
Während sich die EU zur Aufrechterhaltung von Standards zum Schutz der Öffentlichkeit verpflichtet hat, warnen Experten, dass die Umwelt darunter leiden könnte. Das Institut Polytechnique de Paris berichtet, dass mehr Handel mit Lateinamerika wahrscheinlich zu einer Zunahme der Entwaldung führen wird, da der Schutz der Landwirtschaft zunimmt.
Der komplette Faktencheck in englischer Sprache: