Wir stecken wieder mitten drin: Homeschooling

Wir stecken wieder mitten drin: Homeschooling ist angesagt – mittlerweile ein Reizwort für viele. Liegt wohl auch daran, was der EU-Bildungsbericht bescheinigt, ein schlechtes Zeugnis für die IT-Ausstattung der deutschen Schulen. Die ist mangelhaft und hinkt im EU-weiten Vergleich deutlich hinterher.

Mariya Gabriel

Mariya Gabriel

Bildungskommissarin Mariya Gabriel kündigte schon an, „dass tiefgreifende Veränderungen im Bereich der digitalen Bildung nötig sind“. Die Brüsseler Regierungsinstitution sei „entschlossen, die digitale Kompetenz in Europa zu erhöhen“. Dagmar Selle aus dem Euranetplus Team, wie sieht es denn aktuell aus: Immerhin kam das Homeschooling dieses Mal ja nicht so überraschend wie letztes Frühjahr.

Bild einer großen grünen, noch nicht beschrifteten Schultafel.

So wie es aussieht ist es wohl wie beim ersten Schnee: Der kommt auf den deutschen Straßen auch immer überraschend und führt zum Chaos im Berufsverkehr. Ich weiß wovon ich rede: Zwei meiner drei Kids sind im Homeschooling – 3. und 5. Klasse. Die Schulen und Lehrer haben dabei ihre Hausaufgaben gemacht. Die Aufgaben und das Material sind deutlich ausgefeilter und umfangreicher als im ersten Lockdown. Heißt aber auch: Einiges können die Schüler gar nicht allein bewältigen, weil das Youtube Video schriftliches Dividieren eben doch nicht so gut erklären kann wie im eins zu eins Gespräch oder – und das ist kein Witz – die Eltern ihre Kinder beim Sportunterricht filmen sollen. Zum Beispiel bei der Rolle vorwärts oder bei einer Stunde Step Aerobic. Aber gut – wo wir Eltern doch eh im Homeoffice sind – kein Problem.

Klingt nach Spaß, bei dem noch nicht einmal die Tücken der Technik mit eingerechnet sind. Laut EU-Bildungsbericht hinken ja vor allem die deutschen Grundschulen beim digitalen Unterricht zurück: Zuletzt waren da erst neun Prozent der Schüler digital ausgestattet und besuchten vernetzte Grundschulen.

Da wird aufgestockt ja – aber es liegt eben nicht allein an den Schulen. Ich habe bei meinen Recherchen mit mehreren Schulleitern vor allem weiterführender Schulen gesprochen. Sie sagen: Allein die Internetanbindung ist ein riesen Problem. Was da in den Schulen ankommt, reiche manchmal nur für Textnachrichten. Geschweige denn für ganze Unterrichtsstunden per Videokonferenz. So ging es ja auch letzte Woche mit dem Homeschooling in Deutschland los. Mit einem Zusammenbruch des Systems Iserv, mit dem viele Schulen arbeiten. Da konnte zeitweise niemand mehr auf die Plattform zugreifen und sich die Homeschooling-Aufgaben runter laden.

Setzen 6 hätte meine Lehrerin damals gesagt. Oder positiv formuliert: Da ist noch viel Platz nach oben. Mit einem Aktionsplan will die EU-Kommission auf jeden Fall Lehren aus der Corona-Krise ziehen und ein „leistungsfähiges digitales Bildungsökosystem“ auf die Beine stellen.