Brüssel ist rote Corona-Zone

Brüssel, die Hauptstadt der EU steht aus deutscher Sicht auf der roten Corona-Liste. Doch was macht das mit den ganzen EU-Abgeordneten und ihren Mitarbeitern? Jetzt, nach der Sommerpause und damit den Rückreisen an den EU-Arbeitsplatz?! Euranet Plus hat mit dem deutschen EVP-Abgeordneten im EU-Parlament Peter Liese gesprochen.

Peter Liese macht Home Office. Anders als mancher Kritiker hat er Verständnis dafür, dass Risikogebiete anhand der Coronazahlen ausgewiesen werden und nicht anhand der Nutzung.

Bild des Atomiums in Brüssel.

„Wir haben ja gelernt, gerade durch die letzten Wochen, dass Reisetätigkeit in Gebiete mit hoher Infektion, dass das eben auch in ganz Europa wieder zu einer erhöhten Infektion geführt hat. Und garkeine Risikogebiete auszuweisen, das halte ich aus medizinischer Sicht nicht für vernünftig.“

Für sehr vernünftig würde der CDU-Europaabgeordnete eine einheitliche Linie für Corona-Reisewarnungen in Europa halten. Denn das Chaos regionaler und nationaler Vorgaben würde die Akzeptanz von Auflagen gegen die Pandemie verringern. Die Schuld sieht Peter Liese aber nicht bei der EU.

„Ich kann sehr gut verstehen, dass die Menschen natürlich dann frustriert sind, wenn bei gleicher Infektionslage komplett unterschiedliche Regeln gelten. Aber ganz ganz wichtig, man darf hier nicht von einem Versagen der EU sprechen, sondern wer versagt, sind die Mitgliedstaaten. Weil sie in der Vergangenheit den europäischen Institutionen, zum Beispiel dem ECDC, unserem Zentrum für die Seuchenbekämpfung und Prävention noch nicht mal die Kompetenz gegeben haben, gemeinsame Empfehlungen herauszugeben.“

Das sieht der Grüne Europaabgeordnete Rasmus Andresen ähnlich. Er ist in Brüssel, weil er, wie er sagt, als Teil der Verhandlungsgruppe zum mehrjährigen Finanzrahmen der EU in diesen Wochen schwierige und sehr komplexe Verhandlungen führen muss. Das gehe besser vor Ort. Dass es ein Koordinierungschaos gibt, liegt auch aus Sicht von Rasmus Andresen an den Mitgliedstaaten. Das mache das Leben auch für Pendler schwer. Jetzt sollte der Fokus auf gemeinsamen Regelungen liegen.

„Und gerade die deutsche Bundesregierung, als Ratspräsidentschaft, aber auch die EU-Kommission sollten da gemeinsam die Federführung übernehmen.“

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