Kinderehen weiter in der Kritik

Es ist eine erschreckend hohe Zahl. Der Zustrom von Flüchtlingen sorgt dafür, dass sich die Zahl der Kinderbräute in Deutschland erhöht. Alleine in Nordrhein-Westfalen sind es aktuell 188 registrierte Fälle. NRW-Justizminister Kutschaty hat sich dafür ausgesprochen, diesen Ehen die Anerkennung zu verweigern. Holger Winkelmann berichtet.

Detailaufnahme der Hände eines Brautpaares mit den silbernen Eheringen am Ringfinger.

Die EU-Kommission kämpft seit Langem gegen die Kinderehen in Europa, die „SOS Kinderdörfer weltweit“ heben ebenfalls seit Jahren den mahnenden Finger. Passiert ist seitdem wenig. Die Zahlen, die jetzt vorgelegt wurden, überraschen Louay Yassin, Sprecher der „SOS-Kinderdörfer weltweit“ darum nicht wirklich.

„Nein, das überrascht mich überhaupt nicht. Man muss ja bedenken, dass die die Zahl der Mädchen, die in Flüchtlingscamps verheiratet worden, sich verdreifacht hat in den letzten Jahren. Jedes zweite Mädchen in Flüchtlingscamps in und um Syrien ist verheiratet worden. Und damit kommen natürlich auch diese verheirateten minderjährigen Mädchen zu uns hier nach Deutschland.“

Und verheiratet werden die Mädchen meistens aus einem gut gemeinten Grund. Denn in den Flüchtlingslagern sind diese Mädchen vor den Übergriffen anderer Männer geschützt. Darum sagt Louay Yassin auch:

„Eigentlich müsste man sich jeden Einzelfall speziell angucken. Aber das ist in dem Sinne gar nicht möglich, denn häufig sind 13-14-jährige, die verheiratet wurden, vordergründig zufrieden mit ihrer Situation, weil ihnen gesagt wurde: Du musst das so machen, nur so bist Du sicher.“

Bei der Anerkennung dieser Ehen in Deutschland ist für Yassin trotz allem Konsequenz gefragt.

„Von daher ist es das Beste, man macht hier bei uns in Deutschland einen ganz klaren Cut, und wir erkennen keine Ehe an, die unter 18-Jahren geschlossen wurde.“

Yassin ruft die Politik noch einmal zum Handeln auf, damit es nicht nur bei Lippenbekenntnissen und guten Wünschen bleibt.