So sinnvoll die Sache ist, so überstrapaziert ist das Wort: Nachhaltigkeit. Inzwischen geht’s da nicht mehr nur um die Umwelt, sondern Gespräche, Begegnungen, Eindrücke – alles ist irgendwie nachhaltig. Die EU kümmert sich mit einem neuen geplanten Kreislaufwirtschafts-Paket wieder um die eigentliche Bedeutung. Das Ziel: Deponiemüll soll verschwinden. Gar nicht unrealistisch findet das ein deutscher Zukunftsforscher. Urte Modlich hat mit ihm gesprochen.
Selbst wenn das Wort Nachhaltigkeit derzeit in aller Munde ist, hat das noch lange nichts zu sagen. So zieht es Zukunftsforscher Matthias Horx, er findet, so wie Umweltschutz derzeit vermittelt wird, also nach dem Motto: Du darfst nicht, Du musst verzichten – ist das ganze scheinheilig:
„Alle reden von Nachhaltigkeit, das ist wie mit schlechtem Sex. Man behauptet immer viel, aber meistens war’s doch nicht so toll.“
Also: Weniger reden, mehr genießen. Immer die Angst im Nacken zu haben, dass die Welt bald unter geht und wir in Knappheit leben, ist nach Meinung von Horx erstens falsch und zweitens kontraproduktiv. Er ist für einen anderen Ansatz. Für das Prinzip Cradle to cradle- von der Wiege zur Wiege, das eine intelligente Verschwendung verspricht:
„Cradle to cradle hat ja die Idee, die Veredelung von Rohstoffen durch Rohstoff-Kreisläufe zu erzeugen. Also dass wir heute ganz neue technische und chemische Methoden, indem wir aus jedem Produkt Rohstoffe gewinnen können oder tatsächlich edle Bio-Materialien. Also auf meinem Komposthaufen verrotten Papier und Turnschuhe und daraus werde ich Tomaten wachsen lassen.“
Kompostierbare Textilien, essbare Verpackungen, reine Kunststoffe oder Metalle, die unendlich oft für denselben Zweck verwendet werden können – so soll die Zukunft aussehen. Nach ihren bisherigen Plänen will die EU den Deponiemüll bis 2020 gegen Null fahren. Mit dem richtigen Ansatz ist das kein Problem, glaubt Horx:
„Also wenn wir diese positven Angebote haben, die cradle-to-cradle uns macht, wird das relativ schnell gehen.“