Im Zeichen des Gipfels – Der Wochenrückblick

Hilfst Du mir, so helf ich Dir – nach diesem Motto haben sich die EU und die Türkei auf einen gemeinsamen Aktionsplan in der Flüchtlingskrise geeinigt. Eins der Ziele ist, den Flüchtlingsstrom aus der Türkei einzudämmen. Das Abkommen sieht vor, „dass die Flüchtlinge, die sich in der Türkei befinden, dort bleiben werden“, sagte Kommissionspräsident Juncker beim EU-Gipfel in dieser Woche.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte außerdem:

„Die Türkei hat in unmittelbarer Nähe zur EU für mehr als 2 Millionen Flüchtlinge schon seit mehreren Jahren Verantwortung übernommen und es ist im Sinne auch der Lastenteilung, der Solidarität zwischen benachbarten Staaten sicherlich richtig, dass auch die Europäische Union überlegt, wie sie sich daran beteiligt.“

Ankara fordert im Gegenzug Geld für die Versorgung von Flüchtlingen im Land. Von drei Milliarden Euro ist die Rede. Weiteres Thema des Gipfeltreffens: Die Sicherung der EU-Außengrenzen. Die Grenzschutzagentur Frontex soll den Plänen zufolge Migranten ohne Aussicht auf Asyl selbstständig abschieben können.

Science4refugees

Für die in Europa bereits angekommenen Flüchtlinge hält die EU hingegen ein neues Angebot bereit. Sie will geflüchteten Wissenschaftlern aus Krisengebieten mit Hilfe eines Internetportals mit Forschungseinrichtungen zusammenbringen – und geht damit gleichzeitig das Thema Fachkräftemangel in Europa an. Holger Winkelmann, wie soll die Idee genau funktionieren?

„Aufgebaut ist das Portal wie eine Social media Plattform. Bedeutet also, science4refugees, so heißt das Portal, soll Suchende auf beiden Seiten zusammenbringen. Die Flüchtlinge können dort ihre Daten hinterlegen und – wenn man so will – für sich und ihre Fähigkeiten werben. Und Hochschulen und Forschungseinrichtungen können sich dann in dem Pool bedienen und gucken, wo es passt.“

Aber die bürokratischen Hürden sind ja in Deutschland bekanntlich sehr hoch. Ganz so schnell wird es dann wohl mit einer Beschäftigung nichts werden.

„Das dachte ich auch. Die Arbeitsagentur sagt aber etwas anderes. Wenn ein syrischer Flüchtling einen Hochschulabschluss nachweisen kann, dann kann es sehr schnell gehen. Er kann dann theoretisch sofort bei einem entsprechenden Arbeitgeber anfangen. Ob dann sofort in der gleichen Position wie in seinem Herkunftsland, ist allerdings nicht gesagt. Bei Ärzten zum Beispiel ist das so, dass oft noch die Facharzt – Ausbildung quasi begonnen werden muss.“

Ein Spion im Parlament?

Ist ein russischer Spion unter den EU-Abgeordneten? Das Europaparlament hat die Immunität des rechtsextremen ungarischen Abgeordneten Bela Kovacs aufgehoben. Damit kann die ungarische Justiz nun gegen den Mann ermitteln. Vor etwa eineinhalb Jahren hatte eine Zeitung über mögliche Spionage des EU-Abgeordneten berichtet, er würde heimlich russische Diplomaten treffen.

Das Thema der Woche:

Nur noch Mal eben 148 Mails checken – das macht mittlerweile viele Menschen richtig krank: Stress am Arbeitsplatz. Eine EU-weite Studie hat jetzt bestätigt: Psychische Probleme gehören zu den häufigsten Gründen, warum Arbeitnehmer sich krank melden. Und von Arbeitnehmern wird zu wenig dagegen getan. Monika Olszewski berichtet…

Gründe für psychische Überlastung gibt es viele, so die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde Dr. Iris Hauth:

„Hintergrund ist sicher, dass der Leistungsdruck größer geworden ist, dass Multitasking gefordert wird, dass die Organisationsstrukturen nicht mehr so wertschätzend, dass Pausen nicht eingehalten werden. Also viele Gründe, dass Menschen sich am Arbeitsplatz überfordert fühlen.“

Aber was tut der Arbeitgeber um seine Mitarbeiter davor zu schützen? Zu wenig so, so die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Auch wenn es hier tatsächlich schon Gesetze gibt, sieht es auch die Ärztin Dr. Hauth so:

„Das ist noch nicht so gut umgesetzt. Es gibt auch keine Sanktionen, wenn der Arbeitgeber das nicht umsetzt. Da ist sicher noch viel Entwicklungsbedarf.“

Da sind die skandinavischen Länder innerhalb der EU schon weiter als Deutschland. Hier wird mehr aufgeklärt als bei uns. Es ist ein Tabu, so Hauth:

„Es ist ja oft so: Reiß Dich zusammen, das geht schon vorbei, diese Dinge die dann immer wieder angeführt werden und natürlich die Ängste ausgegrenzt zu werden, wenn man zugegeben hat das man eine psychische Erkrankung hat.“

Dabei sei es das wichtigste zu erkennen und auszusprechen, dass man psychisch belastet ist so die Ärztin. Es startet mit dem klassischen Burnout:

„Wenn ein Wochenende oder der Urlaub nicht mehr reicht, um sich zu erholen, dann ist das, das Warnsignal das man unbedingt Prävention machen muss.“

Und genau das müssen auch die Arbeitgeber erkennen. Mehr als bisher.

Nominierte für den Sacharow-Preis

Die Abgeordneten des Europaparlaments haben sich auf die diesjährigen Nominierten für den Sacharow-Preis geeinigt. Dazu gehört der Blogger Raif Badawi
aus Saudi-Arabien. Er war 2014 zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockhieben verurteilt worden, weil er den Islam beleidigt haben soll. Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird vom Europaparlament jährlich verliehen.