Eigentlich ist die aktuelle Flüchtlingskrise ja unter anderem auch eine Chance für die Kirche zu zeigen, dass sie mit gutem Beispiel vorrangeht. Wer Nächstenliebe predigt, sollte sich ja auch dementsprechend positionieren. Und ja, in vielen Kirchengemeinden in Deutschland wird jede Menge Hilfe geleistet. Die Amtskirche, also in Deutschland vor allem die Bischöfe, äußern sich allerdings so gut wie gar nicht. Einige Pfarrer warten aber auch gar nicht erst auf ein offizielles Wort ihrer Vorgesetzten. Sie handeln einfach – unter anderem geben sie Flüchtlingen Kirchenasyl. Wie das funktioniert weiß Monika Olszewski:
Flucht vor Krieg, Folter, Tod und Diskriminierung. Joachim Poggenklas hat im Kirchenasyl schon viele Schicksale erlebt. Die meisten, so sagt der Pfarrer, sind zum Glück positiv ausgegangen. Seit den 80er Jahren kümmert sich Poggenklaas vom ökumenischen Netzwerk in Bielefeld um den Schutz von Flüchtlingen:
„Kirchenasyl ist nicht nur für uns ein bisschen Arbeit, das ist harmlos, es ist für die Flüchtlinge sehr belastend.“
Denn von Freiheit müssen sich die Menschen erstmal verabschieden:
„Ein wesentliches Kriterium ist, dass Kirchenasyle nur in Räumen durchgeführt werden können, in denen die Kirche das Hausrecht hat. Die Menschen sind in der Wohnung oder auf dem Gelände, denn sie dürfen das Gelände nicht verlassen.“
Denn dann droht den Flüchtlingen, wovor sie eigentlich Schutz suchen, so Pfarrer Poggenklaas:
„Was im schlimmsten Fall passieren kann ist, dass sie in Abschiebhaft kommen können und abgeschoben werden.“
Etwa 450 Menschen leben in Deutschland aktuell im Kirchenasyl. In den vergangenen Jahren erkennt Pfarrer Poggenklaas einen klaren Trend:
„Es sind einfach mehr Fälle. Die Situation hat sich wirklich dramatisch verschärft. Wir kriegen ganz viele Anrufe und müssen in ganz vielen Fällen ablehnen, weil wir einfach keinen Platz haben.“
Die Bundesregierung fordert ein europäisches, schärferes Asylrecht, um die Aufnahme der Flüchtlinge in die EU besser zu kontrollieren. Der falsche Weg, meint Pfarrer Joachim Poggenklaas. Ein schärferes Recht ändere nichts an den Ursachen der Flucht:
„Die Gründe aus denen die kommen, die kommen aus Notsituationen, da frag ich nicht, ob ich Taschengeld oder Sachleistungen kriege, da muss ich erstmal raus.“