Viele Zwangsehen in den Sommerferien

Entspannen, reisen, die Seele baumeln lassen: Der Sommerurlaub gehört für uns zur schönsten Zeit des Jahres. Es gibt aber auch Menschen, denen macht diese Zeit Angst: Junge Frauen und Mädchen aus Europa befürchten, in den Heimatländern außerhalb der EU zwangsverheiratet zu werden. Die EU kann etwas dagegen tun.

Detailaufnahme der Hände eines Brautpaares mit den silbernen Eheringen am Ringfinger.

„Die Ehe ist ein Recht – keine Pflicht.“ Das betont die europäische Agentur für Grundrechte, wohlwissend, dass das nicht für alle selbstverständlich ist. Denn jedes Jahr werden hauptsächlich junge Frauen und Mädchen gezwungen, zu heiraten. Oft während der Sommerferien. Kurz vorher melden sich vermehrt die Betroffenen bei Beratungsstellen, berichtet Myria Böhmecke von der Menschenrechtsorganisation terre des femmes: „Oftmals haben sie nur eine leise Befürchtung und denken ‚okay, vielleicht lerne ich den Mann erstmal kennen‘, aber sie wissen es nicht ganz genau. Dann fahren sie doch mit, weil sie denken, sie könnten vor Ort immer noch nein sagen, was aber in der Praxis häufig nicht der Fall ist.“ Die europäische Agentur für Grundrechte begrüßt es, wenn EU-Länder die Zwangsehe unter Strafe stellen. Wie auch Deutschland, allerdings gilt das hier nur für standesamtliche Ehen: „Das ist ein großes Problem, weil wir davon ausgehen, dass insbesondere Minderjährige tatsächlich hier in Deutschland zwangsverheiratet werden im Rahmen einer religiösen oder sozialen Eheschließung und die werden von diesem Paragrafen nicht erfasst. Im Grunde genommen müsste dieser Paragraf ergänzt werden.“

Menschenrechtlerin Myria Böhmecke hält Großbritannien für vorbildlich, denn die Regierung hat zu diesem Thema eine eigene Anlaufstelle eingerichtet, erklärt sie: „Die bieten auf ihrer Homepage an, dass sich die Frauen direkt bei ihnen melden können, wenn sie von Zwangsverheiratung betroffen sind. Sie geben Flyer heraus, auf denen die Betroffenen unterschreiben können, dass sie auf jeden Fall wieder nach England zurück wollen, falls sie dort festgehalten werden. So kann die britische Regierung alles tun, um sie als britische Staatsbürgerinnen wieder zurück zu holen.“ Wie viele Menschen in Europa von Zwangsehen betroffen sind, dazu gibt es keine genauen Zahlen. Die europäische Grundrechteagentur hält zuverlässige Daten jedoch für dringend notwendig.