Nach den islamistischen Attentaten von Paris treibt die Europäische Union die Vorbereitungen für eine schlagkräftigere Anti-Terror-Politik voran. Immer wieder taucht in den Berichten über Terroraktivitäten der Begriff „Konvertit“ auf. Das sind Menschen, die von einem in die andere religiöse Glaubensrichtung wechseln. Im Bezug auf den Terror werden dabei vor allem immer die Konvertiten zum Islam betrachtet.
Monika Wohlrab ist Professorin am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig erforscht unter anderem die Gründe, warum Menschen zum Islam konvertieren. Für sie steht fest, neben alltäglichen Gründen, wie zum Beispiel der Heirat, geht es Konvertiten auch um eine Neuorientierung des Glaubens: „Das ist sicher auch noch eine weitere interessante Konstellation, die dazu kommt zu diesen eher alltäglichen Gründen.“ Wieviele Konvertiten es in Europa gibt, ist reine Spekulation, denn wer mit konkreten Zahlen agiert, handelt unseriös, so Monika Wohlrab: „Der Islam hat keine Kirche, insofern wird man beim Islam auch kein Mitglied. Man tritt zum Islam über – das geschieht manchmal auch nur vor zwei Zeugen – man geht in eine Moschee-Gemeinde, zu jemandem seines Vertrauens. Es ist kein Eintritt in eine Kirche, insofern gibt es dazu auch keine Zahlen, es wird nirgendwo erfasst.“
In den Medien werden Moslems und Konvertiten besonders häufig als mögliche Attentäter gebrandmarkt. Monika Wohlrab hat dafür auch keine Erklärung: „Es gibt bei diesen Anschlägen häufig Menschen, die aus islamischen Ländern kommen und sich radikalisieren und es gibt dabei eben manchmal auch Konvertiten. Ich glaube aber, dass in beiden Fällen ein biografischer Prozess zu Grunde liegt, also eine Neuausrichtung der Biografie, die dann in manchen Fällen mit einer Radikalisierung einhergeht. In gewisser Weise verzerrt dies natürlich das Bild, wenn der Islam per se als eine gewalttätige Religion angeschaut wird. Die Türken, die in Deutschland leben, sind zum Großteil Muslime und alles andere als gewalttätig.“