Antibiotika-Strategie bringt Tierärzte um den Schlaf

Antibiotika-Strategie bringt Tierärzte um den Schlaf. Im Kampf gegen multiresistente Keime hat das EU-Parlament was in Planung, was die Tierärzte in Deutschland auf den Baum bringt. Sie sammeln aktuell Unterschriften gegen ein geplantes Verbot von bestimmten Antibiotika in der Tiermedizin. Der Bundestierärzte-Verband warnt: das Verbot wäre tierschutzwidrig, weil viele Krankheiten dann nicht, oder nicht mehr richtig behandelt werden könnten. Die Tierärzte fürchten, dass ein solches Verbot schlimmstenfalls den Tod vieler Tiere bedeuten könnte.

„Die Tierärzte machen hier eine unanständige Propaganda mit Falschinformationen.“

Blick von oben in einen mit Stroh gefüllten Schweinestall, in dem eine Sau und viele Ferkel zu sehen sind.

Peter Liese ist Humanmediziner, EU-Abgeordneter und der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion. Vor allem aber ist auch Peter Liese auf dem Baum. Es gehe darum, im Zweifel Menschenleben zu retten.

„Also, es gibt niemand, der will, dass jedes Antibiotikum in der Tiermedizin verboten wird. Eine Behandlung von Pferden und Hunden mit einem Antibiotikum ist auf jeden Fall in der EU weiter möglich.“

Was wir wollen sind Reserve-Antibiotika, die Menschen vorbehalten wären. So etwas wie die letzte Patrone im Gürtel, sagt Peter Liese.

„Man stelle sich vor, ein Angehöriger liegt auf der Intensivstation mit einer schweren Lungenentzündung, und die gängigen Antibiotika helfen nicht mehr. Da nimmt man eins, was wirklich die letzte Patrone im Panzerschrank ist. Und diese Antibiotika sollen in der Tiermedizin nur noch eingeschränkt eingesetzt werden. Heißt nur noch bei Einzeltierbehandlung. Und nicht mehr, wenn ein Schwein erkrankt, eine ganze Einheit von Schweinen mit diesen Reserve-Antibiotika zu behandeln.“

Doch das geplante Verbot wird auch im EU-Parlament kontrovers diskutiert.

„Es ist technisch sehr schwierig und wir werden auch – bis wir es entscheiden im September – noch intensiv mit Experten diskutieren. Aber es gibt die generelle Einschätzung bei vielen: das Tierwohl ist mindestens soviel wert wie ein Menschenleben. Wie gesagt, es geht nicht um ein Antibiotika-Verbot. Sondern es geht um einen sehr restriktiven Einsatz. Vor allem wenn ein Antibiotikum die letzte Patrone ist.“

Die Tierärzte sind überzeugt, dass nicht nur Nutztiere betroffen wären. Sie wollen die gesammelten Unterschriften den deutschen EU-Abgeordneten vor der Abstimmung Mitte September übergeben.