Lettland und sein Corona-Verständnis

Aus dem Süden Europas hört man jede Menge: Steigende Fälle, viele Touristen, regionale Lockdowns. Und nach Skandinavien schaut die Berichterstattung, besonders aufgrund des schwedischen „Sonderwegs“ in der Corona-Krise etwas genauer. Was aber ist gerade im Baltikum los? Meine Kollegin Amélie Förster hat mit unserer Euranet Plus-Kollegin Mara Rozenberger aus Riga gesprochen.

Amélie Förster | Euranet Plus


Mara, bei uns in Deutschland steigen die Zahlen aufgrund der vielen Urlaubsrückkehrer gerade wieder. Wie ist das bei Euch in Lettland?

Die Situation in Lettland war im Sommer ziemlich stabil, obwohl befürchtet wurde, dass die Lockerung zu einem weiteren Anstieg führen könnten. In Lettland leben zwei Millionen Menschen, und an den meisten Tagen war die Zahl der Neuerkrankungen einstellig. Drei, vier, fünf, sieben neue Fälle pro Tag.

Das ist ziemlich wenig. Liegt das an der Maskenpflicht?

Das Tragen von Masken ist in Lettland nicht wirklich zur Gewohnheit geworden. Wir mussten von Mai bis Juli Masken im Nah- und Fernverkehr tragen. Das war zu der Zeit als eine größere Anzahl von Menschen in ihre Büros zurückkehrte und die Behörden mehr Menschenmengen in Bussen vorhersagten. Die Maskenpflicht wurden am 1. Juli abgeschafft und es gab keinen Anstieg der Fälle.

Liegt das daran, dass die Letten selbst so wenig verreist sind?

Auslandsreisen wurden wieder aufgenommen, wenn auch viel weniger als sonst – die meisten Letten verbringen ihren Urlaub hier, und Campingplätze und Pensionen sind im ganzen Land voll. Wir sehen, dass die Covid-Zahlen in Europa steigen. Mein Eindruck ist aber, dass für viele Menschen in Lettland die Schwere von Covid nicht richtig einschätzen, dass es etwas ist, was uns noch nicht betrifft. Die Letten sind viel besorgter über die wirtschaftlichen Auswirkungen und das obwohl das BIP nur um 9,8 Prozent gesunken ist und damit weniger verloren hat, als die Ökonomen im März angekündigt hatten.

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