„Ärzte ohne Grenzen“ gehen skeptisch ins neue Jahr

Das neue Jahr ist gerade mal wenige Tage alt, und so ziemlich jeder hat wohl auf irgendeine Weise Bilanz für 2016 gezogen und sich gute Vorsätze für 2017 überlegt. Bei der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ fallen sowohl Rückblick als auch Ausblick nicht unbedingt positiv aus. Ein Hauptgrund dafür ist die Flüchtlingskrise.

Impfung: der Bildausschnitt zeigt einen Mediziner, der einem Patienten eine Spritze in den Oberarm verabreicht.

Florian Westphal, Geschäftsführer der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen, hat im Euranet Plus- Interview beim Thema Seenotrettung für das vergangene Jahr nicht viel Positives zu vermelden: „Wir haben insgesamt über 20.000 Menschen mit retten können. Viele von diesen Menschen in wirklich höchst bedrohlichen Situationen. Schwangere Frauen. Es sind drei Babys geboren worden auf diesen Booten. Menschen mit Anzeichen von Folter von körperlichen Verletzungen. Sehr, sehr tief leidenden Menschen.“
Auf drei Rettungsschiffen sind die „Ärzte ohne Grenzen“ im Mittelmeer im Einsatz. Die geretteten Flüchtlinge bringen die Ärzte in Italien an Land – wenn sie es denn lebend schaffen. Denn im vergangenen Jahr sind mehr als 5.000 Flüchtlinge im Mittelmehr ums Leben gekommen. Ein Skandal sei das, sagt Florian Westphal: „2016 war auf dem Mittelmeer wirklich ein verheerendes Jahr. Ich glaube, mehr als 5.000 Menschen die auf der Flucht über das Mittelmeer gestorben sind, diese Zahl spricht eine eigene Sprache.“

Und für das gerade erst angelaufene Jahr, ist Westphal nicht unbedingt optimistischer. Es sei denn, es kommt zu einer europapolitischen Kehrtwende: „Die Situation ist ja jetzt die, das im Endeffekt, wenn man diesen Schutz in Europa finden will, man dazu gezwungen wird, erst einmal sich in die Hände von Schleppern zu begeben. Wie man sieht, auf dem Mittelmeer das eigene Leben zu riskieren, weil es der einzige Weg ist, wie man innerhalb von Europa diesen Schutz auch beantragen kann. Das ist Anzeichen und Ergebnis einer falschen und verfehlten Politik.“ Dass sich das ändert, das ist vielleicht aber ein frommer Wunsch für 2017.