Diese Entscheidung dürfte Europa spalten: die EU will Atomenergie verstärkt fördern und auch den Ausbau von Atomkraftwerken vorantreiben. Ganz im Gegensatz zu Deutschland, das 2022 sein letztes AKW vom Netz nehmen wird. Wie kommt es zur Entscheidung der EU Kommission? Joris Gräßlin berichtet.
Atomkraft? Nein danke! Diese Buttons waren in den 70er Jahren in Deutschland weit verbreitet und die Ablehnung von Atomenergie prägt das Land bis heute. Ganz anders ist die Situation bei unseren europäischen Nachbarn. Dort gilt Atomstrom als sicher – und klimafreundlich, da kaum CO2 ausgestoßen wird. 131 Atomkraftwerke gibt es aktuell in 14 Ländern der EU – obwohl die sich wirtschaftlich immer weniger lohnen, sagt Christian Küppers vom Öko Institut in Darmstadt.
„Zum einen sieht man bei den neuen Anlagen, die in den letzten Jahren gebaut worden sind, dass sie erheblich teurer geworden sind, als ursprünglich geplant. Sie sind sehr große Anlagen, damit auch mit sehr großem radioaktivem Inventar und einem großen Katastrophenpotential. Wenn man auf der anderen Seite darüber nachdenkt, viele kleine Anlagen bauen zu wollen, dann kann man damit auch weniger Kosten in die Sicherheit hineinstecken – also hat man damit auch von der Sicherheit her nicht allzu viel gewonnen.“
Die Argumente im Strategiepapier der EU Kommission sehen anders aus. Dort heißt es, man müsse die technologische Vorherrschaft im Nuklearsektor verteidigen. Die Mitgliedsstaaten sollen deshalb kooperieren bei der Erforschung, Entwicklung, Finanzierung und beim Bau neuer Atomkraftwerke. Schon morgen will die EU Kommission ihre zukünftige Energiepolitik beschließen, auch Fördergelder sollen dann freigegeben werden.
Insider vermuten zwei Gründe für die Entscheidung: die EU möchte sich unabhängiger machen von Gaslieferungen aus Russland – und den CO2-Ausstoß deutlich verringern.