Engagement im Zeichen der Flüchtlingskrise – Treffpunkt Europa

Es ist das beherrschende Thema in diesen Tagen: die Flüchtlingskrise und wie Deutschland, wie ganz Europa, mit diesem Ansturm klarkommen kann. Erst in dieser Woche musste sich Bundeskanzlerin Angela Merkel kritische Fragen in einer Talkshow anhören, sie bleibt aber bei ihrem Statement: wir schaffen das. CSU-Chef Horst Seehofer schlägt da schon deutlich kritischere Töne an, für ihn ist die Aufnahmekapazität erreicht – strengere Kontrollen müssen her. Zur Diskussion gehört aber auch die vorbildliche Hilfe ehrenamtlicher Menschen, die jeden Tag Zeit und Geld geben, um diesen Menschen in Not zu helfen.

Blick in eine Turnhalle, die mit vielen doppelstöckigen Feldbetten zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut wurde.

Silke Renzer ist berufstätig, hat zwei Kinder – Zeit ist eher Mangelware. Doch an einem Wochenende packte sie sich ein paar Sachen zusammen und fuhr spontan zum Hamburger Hauptbahnhof. Dort, das wusste sie, kommen jeden Tag etliche Flüchtlinge an – die meisten von ihnen sind auf der Durchreise nach Skandinavien. Ihnen wollte sie helfen, wie so viele andere auch:

„Es waren wirklich wahnsinnig viele Helfer da, das hat mich total beeindruckt. Und diese ganze Flüchtlingshilfe am Hauptbahnhof wird ja ehrenamtlich geleistet. Draußen gibt es Zelte, wo Brote geschmiert, Getränke verteilt und Suppen gekocht werden, damit die Flüchtlinge erst mal mit Nahrungsmitteln versorgt werden können. Die haben aber auch Decken, Babynahrung, Hygieneartikel – alles so Dinge, die Menschen halt brauchen, wenn sie auf der Durchreise sind.“

Schnell wurden der 45jährigen Aufgaben zugeteilt, sie verteilte Essen, brachte die Geflüchteten zu ihren Zügen und begleitete Minderjährige zu entsprechenden Einrichtungen in Hamburg.

„Ja, es war wirklich furchtbar zu sehen, dass die ganz alleine auf der Flucht waren und teilweise sehr verloren wirkten, weil sie arabisch sprechen und gar nichts verstehen. Viele konnten noch nicht mal Englisch, die wirkten so einsam verlassen und verloren. Und die Vorstellung, dass meine eigenen Kinder auf der Flucht sind und völlig allein in einem fremden Land sind, das ist eine schreckliche Vorstellung.“

Die ehrenamtliche Arbeit am Hamburger Hauptbahnhof hat Silke Renzer stark beeindruckt – und auch nachdenklich gestimmt.

Vorzeigeschüler Schweden

Wenn es so etwas wie einen Vorzeigeschüler innerhalb der Europäischen Union gibt, dann dürfte das in den Augen der EU-Kommission unter anderem Schweden sein. Gerade jetzt in der Flüchtlingskrise. Nicht nur, dass das Land im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Flüchtlinge in Europa aufnimmt. Schweden war außerdem Urheber der Idee, Flüchtlinge innerhalb der EU umzusiedeln, um Staaten mit Außengrenzen wie Italien und Griechenland zu entlasten. Wie Schweden die Herausforderung der Flüchtlingskrise aufnimmt, das haben wir unseren Schwedischen EuranetPlus Kollegen Andreas Liljheden gefragt: „Natürlich ist das eine riesige Aufgabe für die Schwedische Bevölkerung und die Verwaltung und ich habe gerade noch gehört, dass die Flüchtlinge inzwischen 5 Monate warten müssen, um überhaupt einen ersten Termin mit der Einwanderungsbehörde zu bekommen. Es ist also tatsächlich eine Herausforderung, aber ich würde sagen, dass sie für andere Länder, für die die Flüchtlingsaufnahme ganz neu ist, eine noch viel größere ist. Es gibt auch viel ehrenamtliche Unterstützung von den Schweden. Sie sammeln Geld, Spielzeuge, Klamotten und so weiter. Das ist natürlich hilfreich, aber es ändert nichts an der Situation der überlasteten Behörden.“