Windantrieb für Frachtschiffe

Riechen Sie mal die Luft – finden Sie nicht auch, dass es schon ordentlich nach Herbst duftet? Damit geht’s dann wohl auch bald auf die Felder, um mal wieder Drachen steigen zu lassen. Aber jetzt stellen Sie sich mal vor, unten an der Drachenleine hängen nicht Sie, sondern ein tonnenschweres Frachtschiff. Die EU hat sich das nicht nur vorgestellt, sondern auch ausprobieren lassen. Warum das Ganze, Urte Modlich erklärt’s:

Eine rote Boje im Meer, am Horizont ist Land zu sehen..

Schon ein bisschen bizarr dieses Bild: Ein Frachtschiff, riesig groß, riesig lang schippert übers Meer – vorneweg schwebt ein angebundener, übergroßer Drachen, entwickelt vom Hamburger Unternehmen Skysails. Steht der Wind günstig, zieht der den Frachter, erklärt Geschäftsführer Stefan Wrage:

„So dass dann der Drachen die Schiffsmaschine entlasten kann und auf diese Weise Öl einsparen kann. Das ist auch eine ganze Menge: wir reden hier von bis zu 3 Tonnen am Tag. Im Vergleich: Ein Einfamilienhaus verbraucht pro Jahr ungefähr 2 Tonnen.“

Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts Wintec wurde dieses System mehrere Jahre lang getestet. Dadurch konnte zum Beispiel die Antriebsleistung deutlich gesteigert werden. Und inzwischen kann der Zugdrachen auf ganz normalen Schifffahrtsstrecken bis zu 40 Prozent der Zeit genutzt werden. Und trotzdem:
„Der Markt ist für uns sehr enttäuschend im Moment.“

Gründe dafür gibt es zu Hauf: Niedrige Ölpreise, niedrige Frachtraten, viele Reedereien stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Trotzdem ist sich Stefan Wrage sicher, dass die Zeit des Zugdrachens noch kommen wird:

„Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass es sich die Reedereien nicht erlauben können, die Windenergie einfach wegzuwerfen. Das ist eine sehr kostengünstige, eine sehr saubere Energiequelle und sie ist auf hoher See im Überfluss vorhanden. So dass wir nach wie vor an diesen Markt glauben. Er ist im Moment einfach nur sehr schwierig.“

Das EU-Forschungsprojekt Wintec ist abgeschlossen – doch das Thema noch lange nicht. Denn die internationale Seeschifffahrt bläst riesige Mengen Schadstoffe in die Luft. Ein Problem, an das sich die EU noch sehr zögerlich herantastet.