Europäer halten wenig von Europa

Immer mehr Europäer halten immer weniger von Europa – so lässt sich eine neue Studie aus den sechs größten Mitgliedsländern zusammenfassen. Forscher haben Mitte Januar jeweils 1.000 repräsentativ ausgewählte Europäer befragt. Wir haben mit einem Europa-Experten über die Zahlen gesprochen.

Nahaufnahme des Sternenkreises auf einer EU-Flagge.

Das Vertrauen in Europa ist erneut gesunken – auf einen neuen Tiefstwert. Gerade mal 53 Prozent der Deutschen vertrauen der EU und ihren Institutionen. In Frankreich, Spanien oder Polen liegt der Wert sogar nur bei 40 Prozent. Und es geht noch EU-kritischer: gerade mal jeder dritte Brite und Italiener vertraut der EU. Die Studienergebnisse seien in der heutigen Zeit wenig überraschend, sagt Hans-Peter Hubert – er ist Vorsitzender der Gesellschaft für Europa- und Kommunalpolitik: „Heute hat die EU, gerade durch diesen rasanten Erweiterungsprozess in den letzten 15 Jahren, mit ganz anderen internen Aufgaben zu tun, weil ja viele osteuropäische Länder integriert werden mussten. Es gibt Strukturierungsprozesse innerhalb der europäischen Union, auch hinsichtlich der Frage des Demokratie-Modells ‚Mehr Rechte für das europäische Parlament‘. Das heißt insgesamt fährt der europäische Zug sehr viel ruckeliger, als das früher der Fall war.“

Dabei kritisieren die Studienteilnehmer vor allem den Euro. Die Gemeinschaftswährung wird mittlerweile von den meisten Europäern abgelehnt, in Italien oder Deutschland sprechen sich fast 90 Prozent gegen den Euro aus. Auch ein Ergebnis der Wirtschaftskrise, sagt Hans-Peter Hubert: „Es ist natürlich fatal, dass die Steuerzahler im Sinne von Bürgschaften gerade stehen müssen für Ergebnisse finanzieller Art, die letztendlich von Spekulationen gegen den Euro hervorgerufen wurden. Da sind eine Menge Fehler gemacht worden. Gerade die Euro-Krise hat Europa ganz schön durcheinandergwirbelt.“ Wie also kann die EU Vertrauen zurückgewinnen, was verhilft dem Euro zu mehr Beliebtheit? „Nur gute Arbeit“, meint der Europa-Experte, der die EU regelmäßig bei Vorträgen und in Unterrichtsstunden erklärt und auch dort auf viel Euro-Skepsis trifft: „Das einzige, was man machen kann, ist zu versuchen, seine Hausaufgaben zu machen und die wirtschaftliche Entwicklung wieder nach vorne zu bringen. In dem Moment, wo das passiert – und da gibt es ja durchaus Anzeichen – werden auch die Umfragewerte besser.“ Hinzu komme, dass Politiker mit EU-kritischen Aussagen immer wieder auf Stimmenfang gingen – nationale Politik ginge in den meisten Fällen vor, so auch das Fazit der italienischen Forscher.