EU-Kommissar Sefcovic will billigeren Strom

„Strom muss billiger werden!“ Ausnahmsweise mal eine Forderung aus Brüssel, der alle Europäer zustimmen dürften – bis auf die Energiekonzerne natürlich. Der neue EU Energie-Kommissar Sefcovic hat sich das tatsächlich zum Ziel gemacht: Steuern und Abgaben auf Strom sollen sinken – und damit auch der Strompreis.

Hochspannungsmast auf einer Wiese mit Bäumen und blauem Himmel im Hintergrund.

„Wir beazheln in Deutschland viel mehr für Strom als in vielen europäischen Nachbarstaaten“, sagt Florian Krüger, Energieexperte beim Vergleichs-Portal Verivox – und nennt ein Beispiel: „Eine drei- bis vierköpfige Familie zahlt in Deutschland etwa 350 Euro mehr als der EU-Durchschnitt. Inzwischen zahlt eine Familie bei uns zudem etwa 250 Euro pro Jahr an EEG-Umlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Das hat sehr gut funktioniert, wir sind da sehr weit in Deutschland – aber die Kosten sind natürlich da.“

Genau diese Kosten gibt es in anderen EU-Staaten nicht, schließlich wagt nur Deutschland die Energiewende. Eins ist allerdings EU-weit gleich: die Energiekonzerne geben die Kosten für Stromleitungen gerne an die Verbraucher weiter – und der Staat langt durch Steuern kräftig zu. „Schluss damit!“, fordert EU Energie-Kommissar Sefcovic jetzt – er will den europäischen Energiemarkt komplett neu regulieren. Verbraucherschützer Florian Krüger unterstützt die Pläne: „Gerade in Deutschland sind die Strompreissteigerungen der letzten Jahre ganz stark auf Steuern und Abgaben und auch auf die Kosten der Stromnetze zurückzuführen. Es ist so, dass wir in Deutschland inzwischen mehr als die Hälfte des Strompreises an Steuern und Abgaben zahlen und ein weiteres Viertel machen die Kosten der Netze aus. Das heißt: Drei Viertel des Strompreises sind Steuern, Abgaben und Umlagen – von daher ist das schon der richtige Ansatzpunkt.“

Bis Ende Februar sammelt die EU Kommission jetzt Vorschläge von allen Beteiligten, wie der Energiemarkt zukünftig aufgestellt sein soll. Oberstes Ziel bleibe dabei, die Kosten für die Verbraucher zu senken. Was von den Versprechen am Ende übrig bleibt, werden die nächsten Monate zeigen. Die Kommission will jetzt im Detail prüfen, wo Preistreiber aktiv sind – auch rechtliche Schritte schließt Sefcovic nicht aus.