EU-Kommission stellt Strategie gegen Antisemitismus vor. In der EU soll kein Mensch jüdischen Glaubens Angst vor antisemitischen Angriffen haben. Doch neun von zehn jüdischen Menschen sagen, dass der Antisemitismus in ihrem Land zugenommen hat. Zahlen, die Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas zur Vorstellung der ersten EU-Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung des jüdischen Lebens in der EU genannt hat. Einer der drei Strategie-Schwerpunkte ist Bildung und Forschung. Und dabei soll es nicht nur um die Erinnerung an den Holocaust gehen, sagt Margaritis Schinas.
EU/Etienne Ansotte Margaritis Schinas
„Trotz der langen Geschichte der Juden in Europa, haben die Menschen bemerkenswert wenig Ahnung von jüdischem Leben, Traditionen und jüdischer Religion. Deshalb wollen wir eng mit jüdischen Gemeinden zusammenarbeiten, um jüdisches Erbe zu schützen, Bewusstsein zu schaffen und zu einem besseren gegenseitigen Verständnis zu kommen.“
Jüdisches Leben und jüdische Traditionen sollen in der EU blühen und gedeihen können. Doch 38% der hier lebenden Juden überlegen, auszuwandern. Diese Zahlen hatte die Europäische Grundrechte-Agentur schon 2019 veröffentlicht. Darin hieß es u.a., dass sich besonders junge jüdische Europäerinnen und Europäer Beleidigungen und Belästigungen ausgesetzt sehen.
„Während der Pandemie haben wir eine Explosion von antisemitischen Inhalten online gesehen. Allein In Frankreich, in französischer Sprache gab es einen siebenfachen Anstieg antisemitischer Posts in den sozialen Medien, und einen 13-fachen Anstieg in deutschsprachigen Accounts.“
Die Kommission will den Aufbau eines europaweiten Netzes vertrauenswürdiger Hinweisgeber und jüdischer Organisationen unterstützen, um illegale Online-Hetze zu entfernen. In Zusammenarbeit mit der Industrie und IT-Unternehmen sollen illegale Darstellung und illegaler Verkauf von Nazi-Symbolen, -Memorabilien und -Literatur im Internet verhindert werden.
„Antisemitismus ist nicht das Problem der Juden. Es ist das Problem der Antisemiten. Und den zu bekämpfen ist unser aller Verantwortung.“