In vielen europäischen Ländern ist es schon Standard. Jetzt soll es die „Pille danach“ auch in Deutschland bald ohne Rezept in der Apotheke geben. Seit dieser Empfehlung der EU-Kommission gibt’s darüber teilweise heftige Diskussionen. Dabei stehen sich vor allem Ärztekammer und Apothekerkammer gegenüber. Holger Winkelmann aus der Euranetplus-Redaktion fasst zusammen.
Die Apotheker sehen das Thema positiv. Michael Schmitz von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe sieht die Abgabe der „Pille danach“ in Apotheken problemlos: „Wir haben bereits vor eineinhalb Jahren gefordert, dass für die Pille danach, die ja überwiegend von jungen Frauen gebraucht wird, bei denen es eine Verhütungspanne gegeben hat, die Verschreibungspflicht aufgehoben wird. So wird es ja auch schon in fast 80 Ländern auf der Welt gehandhabt.“
Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst ist bei dem Thema schon weniger entspannt, er sagt: „Wenn die Pille notwendig wird, warum auch immer, dann muss eine vernünftige Strategie der Beratung erfolgen. Nicht nur über die Nebenwirkungen, sondern auch über Verhütung überhaupt.“ Die Apothekerkammer kontert. Wenn das tatsächlich in diesem Umfang nötig wäre, müssten auch die bisher frei verkäuflichen Schmerzmittel mir Kopfschmerztabletten der Rezeptpflicht zugeführt werden, „denn die Nebenwirkungen, die bei der Pille danach eintreten, sind sicherlich nicht höher als bei anderen Arzneimitteln“, so Schmitz.
Eine ganz andere Kritik hat ProFamilia. Der Verein kritisiert, dass die EU-Kommission Die Pille „EllaOne“ favorisiert. Die ist deutlich teurer als andere „Pillen danach“. Allerdings hat „EllaOne“ laut der Ärztekammer EIN großes Plus: Sie ist auch rund 100 Stunden nach dem Geschlechtsakt noch wirksam einzunehmen. Bei anderen Produkten ist die Zeit teilweise deutlich kürzer. Trotz des Streits ist für die Bundesregierung klar: Die Pille danach“ rezeptfrei wird kommen. An einer entsprechende Verordnung wird gerade gearbeitet.