Die Visionen der Ratspräsidentschaft

Solidarischer, demokratischer, grüner, digitaler und globaler – um für die Ziele der deutschen Ratspräsidentschaft in der EU 27 Unterstützung zu bekommen, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel im Europaparlament auf ungewöhnlich persönliche und leidenschaftliche Töne gesetzt, befanden viele Beobachter. Angela Merkel setzt vor allem auf 702 Multiplikatoren – die Abgeordneten im Europäischen Parlament. Auch deshalb habe sie ihre erste Auslandsreise in der Corona-Krise nach Brüssel gemacht.

„Und sie führt mich bewusst und mit ganzer Überzeugung zu ihnen. Ins Herz der europäischen Demokratie.“

Der Tonfall kam an – bei den meisten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel, copyright: Audovisual Service of the European Commission, 2015.

Nicht ganz einstimmen wollte Martin Schirdewan, Fraktionsvorsitzender der Vereinigten Europäischen Linken.

„Ist hier heute irgendjemand aufgefallen in dieser Debatte, dass bislang überhaupt nicht die Rede von denjenigen war, die in den letzten Monaten, tagein tagaus die Gesellschaft am Laufen gehalten haben.“

Eine völlig andere Tonlage wurde dann durch Jörg Meuthen von der AfD angestimmt.

„Was sie hier liefern, hat mit Klugheit und Weitsicht nichts zu tun. Sehr viel aber mit Ignoranz, Infamie und Ideologie. Sie sind leider nicht die edlen Sachwalter der europäischen Idee, als die sie sich so gerne feiern lassen. Sie sind tatsächlich deren Totengräber.“

Wissend um die vielen schrillen Töne in der EU, setzt Angela Merkel weiter auf die Wirkung einer Symphonie. Persönlich und politisch. Beethovens 9. – die Europahymne –, weil sie dort immer wieder Neues entdecke.

„So wie Europa auch. Es lässt sich immer wieder neu entdecken. Und es beeindruckt mich immer noch.“

Mehr Infos rund um die deutsche EU-Ratspräsidentschaft gibt’s zum Beispiel im Beitrag: „EU Ratspräsidentschaft: Deutschlands Pläne„.