Sacharow-Preis für Ilham Tothi

In Abwesenheit ist dem uigurischen Menschenrechtler Ilham Tothi heute der Sacharow-Preis im EU-Parlament in Straßburg verliehen worden. Ilham Tothi setzt sich in China für die Rechte der uigurischen Minderheit ein. Dafür ist er im September von den chinesischen Behörden zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Den Sacharow-Preis für geistige Freiheit hat heute Ilhams Tochter stellvertretend entgegengenommen. Jewher Ilham hofft, dass die Auszeichnung auch auf die Situation der Uiguren in China aufmerksam macht.

Holger Winkelmann | Euranet Plus

„Ich weiß nicht, wo mein Vater ist. 2017 hat meine Familie das letzte Mal etwas über ihn gehört. Damals war er in Urumqui im Gefängnis. Ich habe meinen Vater seit 2013, als wir am Flughafen Beijing getrennt wurden, nicht mehr gesehen. Wir waren auf dem Weg zur Indiana Universität, wo mein Vater als Gastdozent eingeladen war. An dem Tag wurden wir aus der Reihe im Sicherheitsbereich gezogen. Mir wurde freigestellt, an Bord des Flugzeugs in die USA zu gehen, oder bei meinem Vater zu bleiben. Mein Vater hat auf meiner Weiterreise bestanden. Er hat zu mir gesagt: Weine nicht, wir wollen nicht, dass sie denken, uigurische Mädchen wären schwach. Ich ging, und wegen seiner Ermutigung, bin ich hier in Straßburg mit Ihnen allen. Doch während ich weitergezogen bin, wurde er eingesperrt, geschlagen, verhört und verbringt jetzt eine lebenslange Haftstrafe an einem unbekannten Ort.“