Schwerwiegende Defizite in den EU-Gesundheitssystemen

Wer krank ist, der geht zum Arzt. Der Satz klingt so logisch wie die Tatsache, dass der Boden nass wird wenn es regnet. In der Realität ist es mit der Logik aber nicht ganz so weit her wie gedacht. „Ärzte der Welt“ hat über 43.000 ihrer Patienten in Europa befragt. Fast die Hälfte von ihnen war nicht krankenversichert und darum auf die Hilfe der Organisation angewiesen. Holger Winkelmann vom europäischen Radionetzwerk Euranet Plus hat sich auf die Suche nach den Gründen begeben.

Krankenhausbett mit aufgeschlagener weißer Bettdecke vor einer Holzpaneele an der Wand, auf dem Beistelltisch steht eine Flasche Wasser.

Sabine Fürst leitet das Inlandsproramm von „Ärzte der Welt“ – und da sind wir schon eigentlich bei der ersten Überraschung. Denn das auch in Deutschland nicht alle zum Arzt gehen können ist eigentlich ein Skandal. Aber auch europaweit sieht es schlecht aus, so die Statistik aus 14 Ländern.

„Beispielsweise war fast ein Viertel die Kinder die zu uns kommen nur unzureichend geimpft. Fast 60 Prozent der schwangeren Frauen hatten noch keine Vorsorgeuntersuchung. Fast 90 Prozent der Patienten lebten unterhalb der Armutsgrenze. Es ist klar: Es gibt schwerwiegende Defizite in den EU-Gesundheitssystemen.“

Die Gründe dafür sind vielfältig.

„In Deutschland haben von allen Ländern die meisten Befragten angegeben, dass sie aus finanziellen Gründen nicht zum Arzt gehen können. In Spanien und Frankreich dagegen wurde sehr oft die Bürokratie als Hauptgrund genannt. Und sehr häufig ist es einfach auch die Gesetzeslage die Menschen von der Gesundheitsversorgung ausschließt. In Deutschland haben ja beispielsweise Menschen ohne Papiere nur einen sehr begrenzten Zugang. Und auch Asylbewerber haben nicht den vollen Anspruch auf alle Leistungen.“

Der Appell von Sabine Fürst geht auch an die EU-Institutionen. Denn auch sie können mehr tun.

„Die EU-Institutionen können sich zum Beispiel dafür stark machen, dass ihre Mitglieder entsprechende Gesetze auch auf den Weg bringen. Sie können Forschungen in diesen Arbeitsfeldern finanziell unterstützen. Und sie kann auch drauf drängen, dass entsprechende Empfehlungen und Verpflichtungen umgesetzt werden.“

Der heute vorgelegte Bericht ist nicht der erste, der so schlechte Zahlen beinhaltet – das geht schon seit Jahren so. Die Hoffnung das sich daran was ändert ist bei Sabine Fürst aber auf jeden Fall noch da.Hoffnung das sich etwas ändert.

„Hoffnung, ja. Wir bleiben auf jeden Fall dran.“