Die EU will sozialer werden

Die EU will sozialer werden. Denn, auch wenn die Krisenjahre für viele Europäer schon wieder Geschichte sind, haben auch viele Europäer noch nicht einmal den EU-Durchschnitt erreicht, wenn es beispielsweise um den Verdienst geht. Die Arbeitslosigkeit ist gesunken, und doch bleibt sie in einigen Ländern sehr hoch, besonders bei den jungen Europäern. Auf einem Sozialgipfel im schwedischen Göteborg sollen in ziemlich genau vier Wochen (17. November) Pflöcke eingeschlagen werden, um die Säule der sozialen Gerechtigkeit in der EU zu stützen. Vorbereitend gab es jetzt ein Treffen zwischen EU-Kommission, Ratspräsident Tusk, Gewerkschafts- und Arbeitgebervertretern. Claudia Knoppke hat ein paar Forderungen zusammengefasst.

“Die europäische Wirtschaft ist endlich wieder aufgewacht…“

sagt Ratspräsident Donald Tusk und schließt gleich an, dass es jetzt unsere gemeinsame Aufgabe sei, auch alle an „der wirtschaftlichen Erfolgsstory 2017“ teilhaben zu lassen. Eurostat sagt: 2014 lag der mittlere Bruttostundenverdienst mit 25 Euro 52 in Dänemark am höchsten. In Bulgarien mit 1 Euro 67 am niedrigsten. In Rumänien sind es 2 Euro und drei Cent. Auch in Lettland, Litauen und Ungarn wurde die Arbeitsstunde mit deutlich unter vier Euro entlohnt. Wer jetzt sagt, dass Leben ist ja dort auch viel günstiger, dem sei gesagt, in Rumänien bspw. kostet der Liter Benzin aktuell umgerechnet etwa 1 Euro 20. Diese Ungleichheit muss sie nach Krisenjahren und Sparmaßnahmen endlich ausbalancieren, sagt Luca Visentini vom Europäischen Gewerkschaftsbund.

“Falls wir mit diesem unfairen internen Wettbewerb durch billige Arbeit nicht aufhören, hat der Binnenmarkt keine Zukunft.”

Die EU will dem mit einer Allianz aus Sozialpartnern, nationalen Behörden, Arbeitgebern und Politik begegnen. Sie sollen gemeinsam konkrete Maßnahmen entwickeln, um die EU nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial glänzen zu lassen. Estlands Premierminister Jüri Ratas sagt: Dafür brauchen wir auch gut ausgebildete Arbeitskräfte.

„Schon heute brauchen 90 Prozent der Jobs digitale Basiskenntnisse. Ein Viertel derer, ohne diese Kenntnisse, ist arbeitslos. Und 40 Prozent der europäischen Arbeitgeber sagen, sie können keine passend ausgebildeten Leute finden.“