Eine Postkarte von Jüris an Jean-Claude

Wenn die Großen von den Kleinen lernen, können ganz wunderbare Dinge dabei herauskommen. In der elektronischen Verwaltung zum Beispiel, dem eGovernment, kann das große Europa ganz viel vom kleinen Estland lernen. Denn dort sind Behördengänge am Computer schon längst Alltag. Claudia Knoppke berichtet.

Jean-Claude Juncker, copyright: Audiovisual Service of the European Commission 2015, Shimera

Estland hat den Zugang zum Internet als ein Grundrecht erklärt und gilt als einer der digitalen Spitzenreiter in der EU. Im täglichen Leben heißt das auch, ein Ticket kaufen, den Umzug melden, oder online wählen. Estland hat zur Zeit auch die Ratspräsidentschaft in der EU inne, und die kommenden sechs Monate sollen dazu genutzt werden, dass der kleine Baltic-Staat dem Rest der EU zeigt, wie das so geht, mit der Digitalisierung, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Junker zur Staffelübergabe an den estnischen Premierminister Jüris Ratas.

„Digitales ist Teil ihrer DNA und es muss Teil der europäischen DNA werden. Wir zählen auf ihre digitale Führungsrolle, ihre E-Fachkenntnis, dass wir alle vorankommen.“

Schätzungen zufolge spart Estland durch die Digitalisierung jedes Jahr rund zwei Prozent seines Bruttoinlandproduktes ein. Das wären in Deutschland rund 60 Milliarden Euro – jährlich. Und, gehen wir davon aus, dass es auch in Deutschland vielen Menschen ähnlich geht, wie Jean-Claude Juncker, könnte auch noch Porto-Geld eingespart werden.

„Ich darf es eigentlich garnicht sagen, aber ich habe gar kein Smartphone. Also ich könnte nicht Premierminister von Estland werden, das wäre völlig unmöglich. Jüris weiß das. Deshalb hat er mir, wie im 19ten Jahrhundert, eine Postkarte geschickt, um mich einzuladen. Aber, selbst ohne ein Techi zu sein, weiß ich, dass unsere Zukunft digital ist.“

Deutschland liegt im digitalen Ranking in der EU übrigens auf Platz 11.