Das Bargeld-Ende?

Es gibt ja Statistiken, denen kann ich nicht ganz glauben. Angeblich werden 79 Prozent aller Zahlungen in Deutschland immer noch in bar abgewickelt. Also wenn ich überlege, was ich alles mit Karte zahle, bin ich skeptisch, ob das stimmt. Aber dieser Prozentsatz könnte demnächst weiter sinken. Die EU-Kommission denkt darüber nach, eine Obergrenze für Barzahlungen einzuführen.

Holger Winkelmann, wie kommt die Behörden den jetzt auf diese schräge Idee?

Nahaufnahme einiger Euro-Gelscheine und-Münzen nebst Unterlagen.

Diese Idee hat sie schon länger. Und dieses Thema wird schon seit Jahren diskutiert. Jetzt wird es aber wieder ein bisschen konkreter. Die Kommission hat die Mitgliedsländer gebeten, abzuschätzen, wie groß die Folgen wären. Ein Ergebnis steht aber noch aus.

Welchen Sinn macht eine Bargeld-Begrenzung?

Naja, Hintergrund ist die Terrorfinanzierung. So sind Barzahlungen bei der Terrorfinanzierung weit verbreitet, heißt es in einem Aktionsplan der Brüsseler Behörde. Daher lohne es, über Obergrenzen für Bargeld-Geschäfte nachzudenken. Dabei gibt es zum Beispiel die Idee, einen Schnitt bei 5.000 Euro in bar zu machen. In Deutschland kommt diese Idee ehrlich gesagt nur so semi an. Bargeld muss bleiben! sagt zum Beispiel der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven. Eine Obergrenze wäre für ihn der erste Schritt auf dem Schleichweg zur völligen Abschaffung von Scheinen und Münzen.

Es ist ja nicht so, als sei das völlig utopisch. In mehreren Ländern der EU gibt es die Obergrenze schon lange.

Genau. In Frankreich zum Beispiel. Da liegt sie bei 1.000 Euro. In Spanien 2.500 Euro. Hintergrund hierfür war bei der Einführung damals auch der Kampf gegen Korruption. Eingedämmt wurde sie dadurch allerdings auch nicht, betonen Kritiker. Im März will die EU-Kommission jetzt wieder eine neue Gesprächsrunde mit den Mitgliedsländern starten. Ende offen.

Vielleicht wird das Zahlen mit Bargeld bald in Deutschland eingeschränkt. Das Kilo Tomaten an der Supermarkt-kasse bleibt davon aber definitiv unberührt.