„Bitte beeilen Sie sich“

Im Europaparlament in Straßburg ist heute der Sacharow Preis an zwei junge Jesidinnen aus dem Irak verliehen worden. Nadia Murad und Lamija Adschi Baschar sind dem Terror durch den IS in ihrer Heimat entkommen. Sie haben beide schlimmes erlebt und heute im Europaparlament an die Vertreter der EU-Staaten appelliert, diesen Terror nicht ungestraft zu lassen.

Nadia Murad und Lamiya Aji Bashar

Nadia Murad und Lamiya Aji Bashar


Claudia Knoppke, Du hast die Preisverleihung mitverfolgt und ein sehr schweigsames Publikum erlebt.

Ja, und ich glaube Parlamentspräsident Martin Schulz hat für alle gesprochen, als er auf der anschließenden Pressekonferenz gesagt hat:

„Ich glaube sie alle haben, wie ich selbst, einem bedeutenden Moment in der Geschichte unseres Parlaments beigewohnt. Ich will nicht verhehlen, dass ich wie viele KollegInnen sehr aufgewühlt bin.“
Und es war in der Tat sehr berührend, diesen beiden jungen Frauen, 23 und 18 Jahre alt, dabei zuzuhören, wie sie davon erzählt haben, dass der Daish, so werden die Terroristen des IS oft verächtlich in der arabischen Welt genannt, in ihre Dörfer kam, Alte, Kranke und Männer getötet hat, um die Frauen und Kinder zu verschleppen und zu versklaven. Von ihren Vergewaltigungen und von der Flucht.

Wie geht es den beiden denn heute überhaupt?

Die 23 jährige Nadia und die 18jährige Lamija sind im August 2014 aus ihrem Heimatdorf im Nordirak entführt worden. Nadia entkam drei Monate später, Lamija im Frühjahr dieses Jahres. Auf ihrer Flucht ist sie dann auf eine Landmine getreten. Ihr junges Gesicht ist durch die Verletzungen schwer gezeichnet. Beiden ist es gelungen, nach Deutschland zu kommen. Hier leben sie heute und werden nicht müde, dafür zu kämpfen, dass den noch immer über 3000 gefangenen jesidischen Frauen und Kindern geholfen wird.

Wie wollen sie das erreichen?

Sie fordern beide, dass die Staaten der Welt eine Rettungsaktion starten. Denn bislang sei allen mit Hilfe privater Initiativen zur Flucht verholfen worden. Und sie fordern, dass die Täter vor Gericht gestellt werden. Nadia sagt.
„Meine Bitte ist es , dass diese IS, die die Ehre der jesidischen Frauen und Mädchen beschmutzt haben, die nicht nur im Irak und Syrien Terror verübt haben, sondern deren Aktivitäten sind bis nach Belgien und Frankreich gekommen, dass die zur Rechenschaft gezogen werden. Dass das internationale Strafgericht sie zur Rechenschaft zieht und sie nicht einfach davon kommen lässt.“
Und Lamija ergänzt

„Bitte beeilen Sie sich.“

Mit dem Sacharow-Preis ehrt das EU-Parlament seit 1988 Menschen oder Organisationen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert. Der Preis ist nach dem Menschenrechtler Andrej Sacharow benannt.