Bewegende Biografien – Der „Treffpunkt Europa“ zum Sacharow-Preis

Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird seit 1988 jährlich durch das EU Parlament verliehen. Mit dem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich weltweit in besonderer Weise für die Menschenrechte eingesetzt haben. Dadurch werden einerseits Verstöße gegen die Menschenrechte aufgezeigt und andererseits die Preisträger und ihr Anliegen unterstützt.

Bildausschnitt mehrerer EU-Flaggen, die an Fahnenmästen wehen, im Hintergund ein Gebäude der EU-Kommission in Brüssel.

Im September jeden Jahres können die Abgeordneten im Europaparlament Kandidaten für den Sacharow-Preis nominieren. Jeder Kandidat muss von mindestens 40 Abgeordneten unterstützt werden, wobei die einzelnen Mitglieder nur einen Kandidaten unterstützen können. Die unterschriebenen und begründeten Nominierungen werden im Anschluss in einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und des Entwicklungsausschusses bewertet. In diesem Jahr war neben dem Preisträger, dem saudischen Blogger Raif Badawi, unter anderem Boris Nemzow nominiert.

Die Welt da draußen hat ihn nicht vergessen – das wird spätestens dann klar, wenn mit U2 eine der größten Bands der Welt an Raif Badawi erinnert. Doch nicht nur U2-Bono setzt sich für den 31jährigen ein, Protestaktionen gibt es überall. All diese Leute vereint die Fassungslosigkeit über den Umgang Saudi Arabiens mit einem Menschen, der einfach nur seine Meinung äußern will. Raif Badawi wird Beleidigung gegen den Islam vorgeworfen, er habe Muslime, Christen, Juden und Atheisten als gleichwertig bezeichnet. Und das hat in dem Land schmerzhafte Konsequenzen. Ein Gericht verurteilte Badawi zu zehn Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben sowie einer Geldstrafe von etwa 194.000 €. Für das Europaparlament ist Badawi hingegen ein Vorbild, ein Vorbild, das den Sacharow-Preis verdient, betont Präsident Martin Schulz:

„Das Europäische Parlament ehrt mit Herrn Badawi einen Kämpfer für Freiheit, der mit einem Instrument der modernen Zeit nämlich dem Internet als Blogger für Menschenrechte und Demokratie kämpft und auf Intoleranz, Unterdrückung und Folter trifft.“

Die Folter setzt Badawi deutlich zu. Schon nach seiner ersten Auspeitschung mit 50 Stockhieben war er so schwer verletzt, dass die Fortführung eine Woche später mit weiteren 50 Schlägen vorerst verschoben werden musste. Und auch jetzt geht es ihm schlecht, weiß seine Ehefrau Ensaf Haider:

„Offen gesagt geht es ihm seelisch nicht gut – und auch gesundheitlich nicht. Aber es hilft ihm, wenn er sieht, dass wir uns für ihn einsetzen und dass die Länder sich um seinen Fall kümmern. Vielleicht wird das seine Seele stärken, aber es ist natürlich schwierig für ihn.“

Sie hofft nun, dass ihr Mann und Vater ihrer drei Kinder durch das weltweite Engagement frei kommt. Das Europaparlament macht sich auch dafür stark, sagte Parlamentspräsident Schulz:

„Ich habe den König von Saudi-Arabien aufgefordert, Herrn Badawi zu begnadigen und ihm die Ausreise zu erlauben, damit er im Dezember den Preis hier im Parlament entgegen nehmen kann.“

Ein paar Wochen bleiben noch bis zur Preisverleihung – hoffentlich in Anwesenheit von Raif Badawi.