Auch mit Job arm

Dass sie in Südeuropa aktuell eher schlecht einen Job finden, ist keine Überraschung. Dass aber immer mehr Europäer trotz eines festen Jobs armutsgefährdet sind, das ist gerade ein böser Trend, den die Bertelsmann Stiftung festgestellt hat. Und jetzt ziehen die europäischen Statistiker nach: Auch in Deutschland sind immer mehr Menschen von Armut bedroht – obwohl sie arbeiten. Monika Olszewski berichtet…

Eingansschild der "Agentur für Arbeit".

Laut der EU-Statistikbehörde Eurostat soll in Deutschland jeder zehnte Beschäftigte im vergangenen Jahr von Armut bedroht gewesen sein. Damit habe sich die Quote in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, obwohl die Menschen Arbeit haben. Warum, erklärt Anke Unger vom Deutschen Gewerkschaftsbund in Ostwestfalen-Lippe so:

„Immer mehr Menschen bekommen Niedriglöhne und können demnach von ihrem Lohn ihr Leben nicht mehr bestreiten. Und sind deshalb von Sozialleistungen abhängig und landen dadurch oft in Armut.“

Dabei haben wir doch den Mindestlohn von 8,50 Euro. Dazu sagt Anke Unger vom DGB:

„Jemand, der Vollzeit arbeitet und 8,50 Euro die Stunde bekommt, kann trotzdem nicht von diesem Lohn leben. Das ist unterhalb der Grundsicherung, d.h. unterhalb der Grenze, wo man zusätzlich aufstockende Hilfe beim Sozialamt beantragen kann. Das ist leider so, deshalb fordern Gewerkschaften und auch der DGB einen Mindestlohn von mindestens 10 Euro die Stunde.“

In den skandinavischen Ländern läuft das besser, sagt Anke Unger:

„Die haben ziemlich gute Konzepte und höhere Mindestlöhne, wo auch Leute die Vollzeit arbeiten dann von ihrem Lohn leben können. Der Mindestlohn in den skandinavischen Ländern ist deutlich höher und dadurch haben die Menschen monatlich mehr in der Tasche und können davon leben.“

Als armutsgefährdet gilt in Deutschland übrigens, wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat. In Deutschland bedeutet das demnach, weniger als 12.400 Euro für eine Einzelperson.