Die Vorstellung ist abenteuerlich

Ein kleines Sandkörnchen kann bekanntermaßen ein ganzes System lahmlegen. Das Sandkörnchen ist in unserem Fall Belgien, oder besser gesagt, zwei belgische Regionalparlamente, und das Freihandelsabkommen der EU mit Kanada CETA wird wohlmöglich zum Rohrkrepierer. Was CETA aus Sicht der Wirtschaft bedeutet, hat Monika Olszewski bei der Industrie- und Handelskammer OWL in Bielefeld nachgefragt.

Nahaufnahme des Sternenkreises auf einer EU-Flagge.

Kanada ist riesig – die Wirtschaftsleistung allerdings wesentlich kleiner. In diesem Jahr schafft das Land mit etwa 1500 Milliarden Dollar ein bisschen weniger als Italien und gerade mal halb so viel wie Deutschland. Harald Grefe von der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen-Lippe ordnet Kanada so ein:
„Kanada ist natürlich nicht mit den USA vergleichbar, die ja im letzten Jahr unser Handelspartner Nummer eins geworden sind. Kanada liegt irgendwo auf Platz 25 bei den Exporten und auf Platz 37 bei den Importen. Also ein kleiner aber auch kleiner interessanter Markt eben auch bei hier in Ostwestfalen.“

Und er sieht vor allem die Vorteile für die heimische Wirtschaft: Produkte die nach einheitlichen Standards produziert werden, Zölle die wegfallen und dann an den Verbraucher weitergegeben werden können und, so Grefe:

„Das sichert Arbeitsplätze hier in Gütersloh, in Bielefeld, in ganz Deutschland. Das stärkt natürlich auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Insofern hoffen wir, dass CETA jetzt doch noch in den nächsten Tagen unterzeichnet wird.“

Die Sorgen von Verbraucherschützer und Gewerkschaften gegenüber dem Freihandelsabkommen CETA findet Grefe unverständlich:

„Wir glauben auch nicht, das die Arbeitnehmerrechte oder sonstige Sozialstandards in irgendeiner Form reduziert werden wenn wir Abkommen mit Kanada schließen. Also diese Vorstellung ist schon ziemlich abenteuerlich.“

Gerade für die Zukunft Europas sei ein geplatzter CETA-Deal schädlich:

„Der größere Schaden wäre aber wohl der, dass es für andere Länder schwierig werden wird, mit Europa Abkommen zu schließen, weil natürlich der negative Eindruck der bei CETA entsteht sich dann fortsetzen würde auch in Verhandlungen mit anderen Partnern.“