Weitere Misstöne in den Beziehungen

Und es gibt den nächsten Riss in den Beziehungen zwischen der EU und der Türkei. Dieses Mal trifft es die Künstler. Die türkische Regierung hat entschieden, sich nicht mehr am EU-Kulturprogramm „Kreatives Europa“ zu beteiligen.

Staatsflagge der Türkei.

Ingo Moneta, worum geht’s?

Eigentlich geht’s nur um das Stück „aghet“ der Dresdner Sinfoniker. Das hat es aber aus Sicht der türkischen Regierung in sich, es ist ein Versöhnungsprojekt und dem Völkermord an den Armeniern gewidmet. Das war schon im Frühjahr in den Medien, weil die Regierung damals gefordert hat das Wort „Völkermord“ zu streichen, und naja…das ist offensichtlich nicht passiert. In einer Pressemitteilung der Sinfoniker wird die Entscheidung der Türkei aufs Schärfste kritisiert, denn mit dem Rückzug werden eigentlich nur türkische Künstler bestraft, die sonst Anteile aus dem 1,5 Milliarden schweren Kulturprogramm bekommen hätten.

Es ist ja schon einmal nicht passiert, und der Intendant der Sinfoniker wird jetzt wahrscheinlich auch wieder nichts am Stück ändern, oder?

Ganz genau so ist es. Und noch eine pikante Sache: Das Stück „aghet“ wird am 13. November in Istanbul aufgeführt. Zwar nur als Kammerkonzert im Kaisersaal des deutschen Generalkonsulates, aber das wird bestimmt wieder einige Kommentare von türkischen Offiziellen nach sich ziehen. Das Konzert wird als Anlass genommen, um eine deutsch-türkisch-armenische Freundschaftsgesellschaft zu gründen. Zum einen, damit die Aussöhnung vorangetrieben wird, und zum anderen, damit sich die Türkei nicht in einen kulturell geschlossenen Staat verwandelt.

Weil die Dresdner Sinfoniker den Völkermord an den Armeniern als Völkermord bezeichnen, entfernt sich die Türkei noch ein Stück weiter von Europa und steigt aus der EU-Kulturförderung aus.