Wenn man verhindern will, dass Menschen ihr Land verlassen, darf man dann auch mit Diktatoren zusammen arbeiten? Und kann man mit viel Geld erreichen, dass die Menschen trotz der Kriege zu Hause bleiben? Auch diese Fragen werden heute beim Treffen der EU-Entwicklungshilfe–Minister in Brüssel diskutiert.
Claudia Knoppke, es geht aber ja vor allem auch darum, die Entwicklungshilfe den Anforderungen der Zeit anzupassen.
Ja einmal das, und auch zielgerichteter zu helfen, also nicht mit der Gießkanne. Für Thomas Silberhorn aus dem Bundesentwicklungsministerium heißt das im Hinblick auf die Flüchtlinge: 90 Prozent kommen aus der Region um Syrien und deshalb muss dort geholfen werden. Zum Beispiel eine Perspektive für die Menschen zum Bleiben schaffen.
„Und deshalb setzen wir auf den Dreiklang: Bildung für Kinder, Ausbildung für Jugendliche und Beschäftigung für Erwachsene.“
Was jetzt erstmal „einfach“ klingt, im Sinne von, ja dann eben alles Geld dahin, ist nicht so einfach.
„Das Europäische Parlament hat sich kürzlich damit befasst, aber leider nicht die Mehrheit dazu gefunden, 25% der Entwicklungsmittel der EU für die Bekämpfung von Fluchtursachen einzusetzen…“
Und Fluchtursachen verändern sich. Die Welt verändert sich, Stichwort Globalisierung.
„Es war vor fünf, zehn Jahren noch nicht so der Fall, dass in Afrika 700 Millionen Mobiltelefone genutzt wurden. Es gibt dort mehr Telefone als Toiletten. Die Welt ist ein Dorf geworden. Das erfordert auch ganz andere nachhaltige Antworten der Politik.“
Da kommen wir als Verbraucher ins Spiel. Denn wir greifen häufig wegen des Preises gerne zu Dingen, die unter Bedingungen entstanden sind, die wir für uns nie akzeptieren würden.
„Wir müssen internationalen Handel fair gestalten. So, dass auch am Beginn der Produktionskette, am Beginn von globalen Lieferketten, faire Bedingungen herrschen.“
Und auf die Frage, wie man denn wohl mit totalitären Regimen umgeht, mein Thomas Silberhorn.
„Wir machen keine Kompromisse bei Menschenrechten, wenn wir mit einem Regime wie Eritrea einen Dialog suchen. Wir müssen einen Dialog finden, wenn aus diesem Land die junge Generation sich scharenweise auf den Weg macht.“