Die Europäische Union und europäische Regierungen haben bis jetzt in der Flüchtlingskrise versagt. Das behaupten viele. Seit heute auch die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“. Sie hat einen entsprechenden Bericht vorgelegt.
Holger Winkelmann – was steht genau drin?
Ja, das sind schon heftige Vorwürfe. Die EU habe den Flüchtlingen zu viele Hindernisse in den Weg gelegt, so die Hauptkritik. Das Hauptaugenmerk habe zu sehr auf Abschreckung gelegen. So nach dem Motto: Es lohnt sich nicht, zu uns zu kommen. Die humanitären Zustände seien teilweise chaotisch gewesen. Vor allem die Lage tausender Frauen, Kinder und Männer in Italien und Griechenland und während ihrer Reise durch die Balkanstaaten. Durch diese Politik seien Ärzte ohne Grenzen und andere humanitäre Organisationen gezwungen gewesen, ihre Hilfe an den Toren Europas massiv aufzustocken. Nie zuvor hatte Ärzte ohne Grenzen zum Beispiel so viele medizinische und humanitäre Projekte und Mitarbeiter in Europa.
Das ist das Fazit für 2015. Was muss nach Meinung der Organisation passieren, damit 2016 besser wird?
Auch dazu stehen drastische Worte in dem Bericht. In diesem Jahr müssten die europäischen Länder Bilanz ziehen, welchen menschlichen Preis ihre Politik gekostet hat. Sie müssen die Verantwortung dafür übernehmen und aus ihren Fehlern lernen.“ Die meisten Menschen sind 2015 vor Krieg und Verfolgung geflohen. Dennoch hat die EU keine Alternative geschaffen zur tödlichen Mittelmeerüberfahrt, zu den Stacheldrahtzäunen, den sich ständig ändernden Registrierungsverfahren und den Gewalttaten auf hoher See und an den Landesgrenzen. Die Organisation fordert darum, die Schaffung sicherer Wege nach Europa. Die EU dürfe nicht weiter mit dem Leben und der Würde von Menschen spielen.
Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat beim Thema Flüchtlinge Bilanz für 2015 gezogen und der EU und den Ländern schlechte Noten gegeben.