Stecker ziehen

Die Europa-Grünen fordern eine Neubewertung der Gutachten zu den AKW Tihange und Doel in Belgien. Und am besten sollten die alten Meiler direkt runtergefahren werden, so die Forderung. Das Atomkraftwerk Tihange liegt nah an der Grenze zu Deutschland und hatte in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Störfälle. Doel liegt bei Antwerpen und hatte sich wegen eines Störfalls Weihnachten selbst abgeschaltet. Trotzdem hat die belgische Regierung zugelassen, dass wieder hochgefahren wird. Die Europa-Grünen haben ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben, dass deutlich weniger positiv ausfällt, als ein belgisches Regierungs-Gutachten.
Claudia Knoppke berichtet

Die Europaabgeordnete Rebecca Harms vor einem grünen HintergrundGrüene/ EFA Fraktion

In Deutschland und in den Niederlanden sind die Sorgen wegen der Pannenserien in den beiden Atomkraftwerken groß. Für Rebecca Harms, die Fraktionsvorsitzende der Europa-Grünen gibt es nur einen Weg: Stecker ziehen! Denn Gutachten können nicht zweifelsfrei klären, woher die Probleme kommen.

„Es ist nicht möglich zu zeigen, dass die Materialprobleme nicht durch den Betrieb zustande gekommen sind. Es ist auch nicht möglich zu zeigen, dass der Stahl von Anfang an verunsichert war. Es ist eine erhebliche Beeinträchtigung der Sicherheit, für alle besonderen Stresssituationen der Reaktoren. Deswegen darf nicht weiter betrieben werden.“

Die belgische Regierung und die belgische Aufsichtsbehörde FANK sehen das anders. Doch Rebecca Harms will nicht locker lassen. Das Gutachten, dass die Europagrünen bei der Material-Expertin Ilse Tweer in Auftrag gegeben haben, bewertet die Relevanz der Risse in der Druckbehälterwand deutlich weniger optimistisch.

„Wir werden dieses Gutschachten den Regierungen und den atomaren Aufsichtsbehörden der Nachbarländer zur Verfügung stellen. Gut ist, dass gestern ein erstes Treffen zwischen der Atomaufsicht Deutschlands und Belgiens stattgefunden hat. Ich wird dieses Gutachten auch direkt an die deutsche Aufsicht geben…“

Die Material-Expertin Ilse Tweer selbst hat ihre Ausführungen heute mit diesen Worten abgeschlossen:
„Das Toleranzfenster ist sehr gering und von Sicherheitsmargen kann im gesamten Bereich nicht mehr wirklich gesprochen werden.“