Flüchtlingskrise: Ehrenamtliches Engagement ungebrochen

„Wir schaffen das“ – diese Formulierung wird wohl in die Geschichtsbücher eingehen. Erst in dieser Woche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel den Satz wiederholt, nachdem die Kritik an ihrer Flüchtlingspolitik immer lauter geworden ist. Worte voller Zuversicht – die von den vielen ehrenamtlichen Helfern gerne gehört werden. Doch sowohl in Deutschland als auch im Vorzeigeland Schweden wächst parallel die Skepsis.

Feldbetten in mehreren Reihen in einer Halle

Silke Renzer ist berufstätig, hat zwei Kinder – Zeit ist eher Mangelware. Doch an einem Wochenende packte sie sich ein paar Sachen zusammen und fuhr spontan zum Hamburger Hauptbahnhof. Dort, das wusste sie, kommen jeden Tag etliche Flüchtlinge an – die meisten von ihnen sind auf der Durchreise nach Skandinavien. Ihnen wollte sie helfen, wie so viele andere auch:

„Es waren wirklich wahnsinnig viele Helfer da, das hat mich total beeindruckt. Und diese ganze Flüchtlingshilfe am Hauptbahnhof wird ja ehrenamtlich geleistet. Draußen gibt es Zelte, wo Brote geschmiert, Getränke verteilt und Suppen gekocht werden, damit die Flüchtlinge erst mal mit Nahrungsmitteln versorgt werden können. Die haben aber auch Decken, Babynahrung, Hygieneartikel – alles so Dinge, die Menschen halt brauchen, wenn sie auf der Durchreise sind.“

Die 45 jährige war von Anfang voll dabei, verteilt Essen, begleitet Minderjährige zu Behörden. So wie tausende ehrenamtliche Helfer in Deutschland. Etwas nördlicher in Europa, in Schweden, ist die Situation noch komplizierter. Das Land nimmt EU-weit die meisten Flüchtlinge auf – berichtet unser Euranet Plus-Korrespondent Andreas Liljheden:

„Da gibt es einige Gründe. Ein Grund ist: Da wir schon viele Flüchtlinge hier bei uns in Schweden haben, kommen nun viele Verwandte nach. Ein zweiter Grund ist, dass wir die Menschen fair und anständig behandeln im Vergleich zu einigen anderen EU-Staaten, beispielsweise in Südeuropa. Ich glaube aber, dass der Hauptgrund ist, dass die Schwedische Asylpolitik großzügiger als in anderen Staaten ist. Wenn wir uns mal in Europa umschauen, dann ist die Chance, in Schweden Asyl zu bekommen, wesentlich höher als zum Beispiel in GB.“

Bei all der Willkommenskultur in Schweden wächst aber auch dort – wie in den meisten anderen EU-Staaten – die Kritik an der Flüchtlingspolitik. Mit der Folge, das rechte Parteien an Zustimmung gewinnen. Die ehrenamtlichen Helfer wie Silke Renzer können da nur den Kopf schütteln – sie erleben jeden Tag Dankbarkeit und den großen Willen, ein neues Leben hier in Europa zu beginnen.