Im Griechenland-Poker haben sich alle Beteiligten nach einem, „durchverhandelten“ Wochenende auf ein drittes Hilfsprogramm für das verschuldete Land geeinigt. Wird jetzt alles gut? Nicht unbedingt, sagen Experten. Denn in der Eurozone schlummert eine Fehlkonstruktion.
Jetzt scheint der Grexit zwar erst einmal abgewendet. Aber der Politikprofessor Detlev Sack ärgert sich trotzdem darüber, „dass sich niemand Gedanken darüber macht, wie eigentlich die Währungsunion gewissermaßen mit so einer Art systematischem Finanzausgleichsmechanismus gekoppelt wird.“
Was in Deutschland Länderfinanzausgleich heißt, fordert Sack auch für die Eurozone. Denn will man eine gemeinsame Währung, dann, so Sack, müsse es auch eine Umverteilung zwischen reichen und armen Mitgliedstaaten geben. So, wie es auch eine Umverteilung zwischen reichen und armen Bundesländern in Deutschland gibt, erklärt er: „Dann ist es klar, dass diese gemeinsame Währung darauf beruht, dass einige Länder, zum Beispiel Griechenland, dadurch, dass sie mit ihren Währungen nicht mehr frei arbeiten können, wirtschaftliche Nachteile erleiden. Diese wirtschaftlichen Nachteile werden aber für diese Länder relativ wenig aufgefangen.“
Es sollte also weniger darum gehen, sich den schwarzen Peter zuzuschieben. Auch Aussagen, wie „die faulen Griechen verpulvern deutsche Steuergelder“ vereinfachen die Situation doch sehr stark. Denn der Fehler liegt auch im System, findet Sack: „Es ist wichtig, dass es in der Eurozone nicht nur darum gehen kann, sparsame Haushaltspolitik zu predigen – unter den Bedingungen von ökonomischer Ungleichheit. Das funktioniert für einige Länder wie für Griechenland beispielsweise nicht. Also muss man, wenn man die Eurozone will, darüber nachdenken, wie die reichen Länder Geld, Gewinne, die sie aus der Währungsunion ziehen, auch an die armen Länder umverteilen.“ Dass die Politiker der Eurozone einen solchen Finanzausgleich anstreben, davon liest und hört man im Moment allerdings nichts. Eine Umverteilung von reichen an arme Länder in der Eurozone. Das fände für den Bielefelder Politikprofessor Sack nur gerecht.