Streit um Geoblocking

Ausgerechnet im Internet gibt es sie noch: Ländergrenzen zwischen den EU-Staaten. Folge des sogenannten Geoblockings ist z.B. der Hinweis bei YouTube, dass „dieses Video in ihrem Land nicht verfügbar“ ist. Jetzt gibt es Stimmen in der EU Kommission, die auch im Internet ein grenzenloses Europa fordern.

Detailaufnahme einer modernen Computertastatur und der dazugehörigen Mouse in weiß von Apple.

Andrus Ansip legt sich mit vielen Medienhäusern an. Der EU Kommissar für den digitalen Binnenmarkt will das Internet von Ländergrenzen befreien. Er stelle sich aber auf einen harten Kampf ein, so Ansip. Denn: TV-Sender mit ihren Mediatheken oder Produzenten von Serien profitieren vom Geoblocking, sie können je nach Land unterschiedliche Preise verlangen – oder Inhalte komplett sperren, um Lizenzkosten zu sparen, erklärt Norbert Pohlmann vom Institut für Internet-Sicherheit in Gelsenkirchen:

„Man kann natürlich bestimmte Preisstrukturen in verschiedenen Ländern haben. So das man sagt, man hat unterschiedliche Preise und sorgt dafür, dass man Filme die in Frankreich billiger sind, in Deutschland nicht schauen kann. Und dann muss man den höheren Preis zahlen.“

Eine Sperre allerdings, die wenig Sinn macht, so der Internetexperte.

“… weil man ja sowieso umgehen kann. Es gibt ja genug Proxies, wo ich es halt verändern kann. Also wo ich dann wenn ich einen Proxy in Frankreich nutze, es so aussieht, dass ich in Frankreich meinen Rechner hätte. Weil ich es sowieso umgehen kann, wenn ich die technische Idee verstehe, finde ich es unsinnig. Also finde ich es gut, wenn man Geoblocking in Zukunft nicht mehr hat. „

Anfang Mai will die Kommission ihre Pläne vorstellen – schon jetzt ist durchgesickert, das online-Glückspiel weiter Ländersache bleibt, also in manchen Ländern gesperrt bleiben kann. Mediatheken von TV-Sendern oder Video on Demand-Dienste könnte allerdings zukünftig EU-weit nutzbar sein. Ob auch die Sperr-Tafeln für Youtube-Video wegfallen, ist bisher unklar. Für Medienprofessor Norbert Pohlmann zumindest ist Geoblocking ein Relikt aus alten Zeiten.

„ Es ist ne Abgrenzung der Länder. Für ein einheitliches Europa macht das aus meiner Sicht keinen Sinn.“

Über den Autor

Redakteur, Moderator, Produzent

Seit Mitte 2011 darf ich für das europäische Radionetzwerk Euranet Plus arbeiten und lerne die EU so jeden Tag etwas genauer kennen. Es ist immer wieder überraschend, wie vielseitig Zuständigkeiten und politische Entscheidungsfindungen sind; darüber verständlich zu berichten, ist eine erfüllende Herausforderung. Highlight meiner bisherigen Tätigkeit für Euranet Plus war die Expedition EU. Im Vorfeld der Europawahlen durfte ich gemeinsam mit einem Print-Kollegen 15 Länder in 15 Tagen bereisen und von dort jeweils spannende Geschichten erzählen.