„Den Boden unter den Füßen verlieren“ – dieser Ausdruck beschreibt schwierige, manchmal auch katastrophale Momente des Lebens. Wenn der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer diese Redenswendung allerdings benutzt, dann meint er das wortwörtlich. Die Welt verliert sekündlich lebensnotwendigen, fruchtbaren Boden. Und wie reagiert die EU?
„Wir übersehen ihn, wir treten ihn mit Füßen, tagtäglich…“ Düster wirkt der animierte Erklärfilm des Potsdamer Nachhaltigkeitsinstituts IASS, Mitbegründer ist der ehemalige CDU-Umweltminister Klaus Töpfer. Er warnt eindringlich davor, dass fruchtbarer Boden zum Beispiel durch Erosion verloren geht. Allein im vergangenen Jahr waren es weltweit 24 Milliarden Tonnen. Und so schnell wie er verschwindet, so langsam entsteht er, zeigt der Film: „Boden entsteht aus Gestein, das Sonne, Wind, Regen, Tiere und Pflanzen langsam zersetzen. So entsteht zehn Zentimeter fruchtbarer Boden in zweitausend langen Jahren. Nur zehn Zentimeter – in zwei Jahrtausenden.“
Dass Boden verschwindet, hat auch was mit unserer Ernährungsweise zu tun – Stichwort Futtermittelexporte und Monokultur. Für den Fleischkonsum innerhalb der EU werden in Lateinamerika Futtermittel auf einer Fläche so groß wie England angebaut. „Dazu wachsen unsere Städte rasant. Jedes Jahr wird in Europa eine Fläche so groß wie die Stadt Berlin in urbanen Raum verwandelt. Boden auf dem nichts mehr wächst.“ Klaus Töpfer fordert rechtliche Regeln zu einer nachhaltigen Bodennutzung auf europäischer Ebene. Doch die EU-Kommission befürchtet unnötige Bürokratie. Sie verzichtet deshalb erst einmal auf eine Bodenschutzrichtlinie. Nach Meinung des Potsdamer Instituts drängt aber die Zeit, denn: „Fruchtbarer Boden ist endlich, und deshalb unendlich kostbar.“