„Wir brauchen ein Preisschild für die Wiederherstellung der Natur.“ Sagt die EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall. Dabei geht es um Investoren, um die Beziehung zwischen Natur und Wirtschaft und wie alle zusammen arbeiten können, um die Zerstörung der Natur zu stoppen. Die Natur hat schon ein Preisschild, aber nur wenn wir etwas von ihr wegnehmen, hat Roswall jetzt in Berlin beim Global Solutions Summit gesagt

Jessika Roswall
„Man kann reich werden, indem man fossile Brennstoffe aus dem Boden holt, aber sicher nicht, indem man Kohlenstoff zurück in den Boden bringt. Man kann gutes Geld verdienen, indem man einen Wald dem Erdboden gleichmacht, aber nicht, indem man einen neuen pflanzt und ihn alt werden lässt.“
Die Natur sei ein öffentliches Gut, und damit hätten die öffentlichen Behörden auch die Verantwortung, die Wiederherstellung und den Erhalt der Natur finanziell zu unterstützen. Doch angesichts des gewaltigen Bedarfs an Geld für diese Aufgabe, reichten öffentliche Mittel nicht aus.
„Gleichzeitig sehen wir ein zunehmendes Interesse von Landwirten, Förstern und Naturschutzorganisationen, externe Investoren zu gewinnen. Unternehmen und Investoren wollen aktiv werden und zur Finanzierung von Naturschutzprojekten beitragen. Sie alle sehen die Chance, neue Win-Win-Situationen zu schaffen. Hier kommen Naturgutschriften ins Spiel: Indem sie naturfördernde Maßnahmen in austauschbare Vermögenswerte umwandeln, bieten Naturgutschriften denjenigen Einnahmen, die naturfördernde Maßnahmen ergreifen.“
Doch wie bewertet man Biodiversität? Wie vergleicht man Fische mit Schmetterlingen? Wie muss eine Infrastruktur aussehen, um diese Nature Credits mit Gewinn auf den Markt zu bringen? Noch gebe es Fragen, aber es gebe auch schon gute Antworten, sagt die Kommissarin.
„Stellen Sie sich vor, IT-Unternehmen würden für die Renaturierung von Torfmooren zahlen, um von mehr und zuverlässigeren Süßwasserquellen zur Kühlung ihrer Rechenzentren zu profitieren. Das ist bereits Realität. (…) In Estland entsteht derzeit ein freiwilliger Markt, der private Waldbesitzer für die nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Parzellen belohnt – von Unternehmen, die von gesünderen Wäldern profitieren – von Tourismusunternehmen bis hin zu energieintensiven Unternehmen.“
Doch klar sei auch, es gebe keinen Markt ohne Geld und diejenigen, die bereit sind, zu investieren. Die EU-Kommission will deshalb Akteure aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen, um Ideen zu entwickeln, wie ein Preisschild für die Wiederherstellung der Natur aussehen kann.