Der Juni ist Pride Month

Der Juni ist Pride Month. Der Monat, in dem viele Regenbogenflaggen gehisst werden, um ein Zeichen gegen Diskriminierung und Hass und für Toleranz und Vielfalt zu setzen. Auch eine Gelegenheit, mal zu schauen, wie sieht es denn eigentlich in Deutschland für queere Menschen aus, oder auch bei unseren EU-Nachbarn. Marcel Hackbart lehrt Psychologie an der Fachhochschule des Mittelstands und beschäftigt sich mit dem Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Aus seiner Sicht macht Deutschland -rein juristisch -Baby Stepps in eine gute Richtung.

Young people with EU and LGBT flagEU/Lukasz Kobus

Young people with EU and LGBT flag

„So gibt es die gleichgeschlechtliche Ehe seit 2017 und das Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung, also für inter*geschlechtliche gebotene Kinder, seit 2021, und perspektivisch wird das sog. Transsexuellengesetz hoffentlich abgeschafft.“

Denn noch müssen transgeschlechtliche Menschen sich u.a. psychologischen Begutachtungen unterziehen, bevor sie offiziell ihren Namen oder auch ihr Geschlecht ändern können. Aber auch gesellschaftlich ist Deutschland nicht die offene, liberale Gesellschaft, für die wir uns oft selbst halten. Es gibt im täglichen Leben noch viele Herausforderungen – in vielen Bereichen, sagt Marcel Hackbart.

„In der Leipziger Autoritarismus Studie von 2020 zeigte sich u. a., dass 9,2 % der Deutschen Homosexualität für eine Krankheit halten, die geheilt werden kann.“

Gleichzeitig zeigt man in Deutschland auch gerne mal mit dem Finger auf ganz offen intolerante Nachbarn. Die EU verbietet in ihrer Grundrechtecharta Diskriminierung. Und doch sind beispielsweise gleichgeschlechtliche Ehen in einigen Mitgliedstaaten immer noch nicht möglich. Polen und Ungarn sind zwei Beispiele, in denen queere Menschen von ganz oben ausgegrenzt werden, oder Bücher und andere Medien zur sexuellen Orientierung und Vielfalt für Kinder und Jugendliche auf dem Index stehen.

„Auch wenn es in vielen anderen EU-Ländern wie Ungarn oder auch Polen aktuell herausfordernder für queere Menschen ist, müssen wir in Deutschland aufpassen, keine arrogante Haltung zu entwickeln. In Deutschland ist die rechtliche Situation für queere Menschen auch nicht da, wo sie sein könnte. Nach der Analyse der ILGA Europe liegt Deutschland mit einem Score von 55% auf Platz 15 von 49 betrachteten Staaten. Angeführt wird die Liste von Malta, wo die rechtliche Situation für queere Menschen besonders gut ist.“

Auch an diesem Wochenende finden in Deutschland wieder Christopher Street Days statt. Die finden meist ziemlich viele sehr schön, bunt und vielfältig…