Der Impf-Streit

Deutschland diskutiert, streitet über eine Impfpflicht. In 12 EU-Staaten ist das schon der Fall und auch die EU-Kommission wird nicht müde, immer wieder die Vorteile von Impfungen zu betonen. EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis musste aber vor kurzem in einer Facebook live Session auch wieder auf Kommentare wie: „Impfungen sind nicht sicher, oder Impfungen sind tödlich“ reagieren. Claudia Knoppke hat reingehört.

Blick durch eine offene Glastür im Krankenhaus, auf der Tür der Schriftzug "Ambulanz".

Vytenis Andriukaitis ist selbst Mediziner, und seine grundsätzliche Überzeugung hat er gleich zu Beginn der Facebook live Session klar gemacht.

„Vorbeugen ist besser als heilen.“

Das sehen auch 12 von 28 EU-Staaten so. In Belgien ist eine Impfung Pflicht, in Lettland sind es 14 Impfungen. In Italien beispielsweise ist die Masern-Impfung seit einem Masernausbruch 2017 für Kinder und Jugendliche Pflicht.

„Mehr als 14.000 Menschen sind zwischen 2016 und heute erkrankt. Im letzten Jahr sind 56 Menschen gestorben, einschließlich Kindern.“

Die Impfpolitik in der EU ist nationale Zuständigkeit. Doch die EU-Kommission will koordinieren und unterstützen, vor allem weiter aufklären. Im Dezember 2018 haben sich auch die EU-Staats- und Regierungschefs in einer Erklärung dafür ausgesprochen, ihre gemeinsamen Bemühungen im Kampf gegen Krankheiten, die durch Impfstoffe vermeidbar sind, zu verstärken. Doch die Skepsis bleibt. In der Facebook Session hat sich Kommissar Andriukatis auch Kommentaren gestellt wie: Stoppt Impfungen, sie töten uns.

„Alle, die ihnen sagen, dass Impfungen Menschen töten, sind weit weg von der Wahrheit, der Realität. Das Gegenteil ist der Fall. Das ist eine Tatsache.“

Auch Vorwürfe, die Impfbefürworter seien von der Pharmaindustrie gekauft, oder auch dass Impfstoffe nicht sicher seien, will Vytenis Andriukaitis nicht so stehen lassen.

„Das ist wirklich eine schmutzige Anschuldigung. Absolut. Die Produktion von Impfstoffen unterliegen strengsten Regulierungen und Prüfungen durch die WHO und durch die EU- Arzneimittel-Agentur.“

Heute werden laut EU jährlich über 100 Millionen Kinder gegen Krankheiten wie Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Tuberkulose, Polio, Masern und Hepatitis B geimpft. Impfungen verhindern Schätzungen zufolge weltweit etwa 2,5 Millionen Todesfälle pro Jahr.