Kommt die EU-Armee?

Tragen Soldaten bald das EU-Logo auf ihrer Uniform? Geht es nach EU-Kommissionschef Juncker, soll es schon bald eine europäische Armee geben – im Gespräch ist Brüssel als Hauptquartier. Joris Gräßlin berichtet über die aktuellen Pläne.

Bildausschnitt mehrerer EU-Flaggen, die an Fahnenmästen wehen, im Hintergund ein Gebäude der EU-Kommission in Brüssel.

Die Zahlen sprechen für sich – europäische Staaten waren allein in den vergangenen zehn Jahren an 30 zivilen und militärischen Operationen beteiligt – von Afrika bis Afghanistan. Diese gemeinsame Militärpolitik soll in Zukunft zentraler organisiert werden – mit eigener EU-Armee und einem Hauptquartier, so wünscht es sich EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker.

„Ohne eine feste Struktur können wir nicht wirksam handeln. Das führt dazu, dass sich dringende Operationen immer wieder verzögern. Wir haben aktuell unterschiedliche Zentralen – obwohl wir die gleichen Ziele haben. Oft sogar im gleichen Land oder derselben Stadt. Es wird Zeit, dass wir für diese Operationen einen gemeinsamen Sitz haben.“

Das neue Hauptquartier könnte – wenig überraschend – seinen Sitz in Brüssel haben. Dieser Vorschlag kommt von Bundeskanzlerin Angela Merkel, auch das Bundes-Verteidigungsministerium unterstützt die Pläne. Eine gemeinsame EU-Armee könne auch Geld sparen, hat Jean-Claude Juncker ausgerechnet.

„Das wirtschaftliche Argument ist klar – der Mangel an Zusammenarbeit in der Verteidigung kostet Europa jährlich zwischen 25 und 100 Milliarden Euro, je nach den betroffenen Gebieten. Wir könnten das Geld für so viel mehr nutzen.“

Die Pläne, für eine gemeinsame Armee der EU Staaten, gibt es schon länger – sie waren bisher aber immer am Veto aus Großbritannien gescheitert, das von jeher lieber die NATO stärken will. Durch den Brexit ist die EU-Armee jetzt politisch wieder machbar – morgen in einer Woche wollen die Verteidigungsminister bei ihrem Treffen in Bratislava die nächsten Schritte besprechen.