Engländer bleiben selbstbewusst

Ein auf dicke Hose macht gerade Englands neue Premierministerin Theresa May. Der Brexit ist noch nicht einmal beantragt, da hat sie auf dem G20-Gipfel in dieser Woche schon davon eine „führende Handelsmacht“ zu werden.

British flag and European flag© European Communities , 1997 / Source: EC - Audiovisual Service / Photo: Nathalie Malivoir


Holger Winkelmann vom europäischen Radionetzwerk Euranet Plus, was sollen wir von diesen Aussagen halten?

Zumindest die EU, also die, die drinbleiben, die genießen diese Aussagen mit Skepsis. May hat den G20-Gipfel genutzt um ein bisschen anzubändeln, oder networken, wie es mittlerweile heißt. Es gab Gespräche mit Australien, Indien, Mexiko, Südkorea und Singapur über kommende Freihandelsabkommen zwischen dem Königreich und den anderen. Australiens Premier ist da auch voll mit aufgesprungen und hat gesagt, dass sehr entschlossen ist ein frühes Handelsabkommen mit England zu haben. Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat aber vor solchen Aussagen gewarnt.

Er als Fan von Freihandelsabkommen…da kann Juncker sich doch eigentlich nicht beschweren, wenn die Engländer sich da früh genug drum kümmern, es wird ja wohl auch eines mit der EU geben…

Aber er ist nicht begeistert von der Brexit-Entscheidung und will es denen dann auch nicht zu einfach machen. Deswegen hat er auf die Bremse getreten, denn im Grunde genommen dürfte England solche Gespräche noch gar nicht führen, weil die momentan in die Zuständigkeit der EU fallen. Er hat ja auch schon Hinterzimmer-Verhandlungen direkt nach dem Brexit verboten. Seiner Ansicht nach wären solche Gespräche erst dann möglich, wenn Artikel 50 in Gang gesetzt, also der Austritt beantragt wird. Das soll laut dem Plan von Theresa May aber nicht vor Jahresende passieren, dann muss aber wohl alles verhandelt werden: Freihandelsabkommen mit der USA, Kanada, der EU natürlich und auch andere bestehende Abkommen haben dann für die Briten keine Gültigkeit mehr.

Bis zur führenden Handelsmacht muss sich das Vereinte Königreich noch etwas gedulden, als noch-Teil der EU dürfen sie theoretisch keine eigenen Freihandelsabkommen verhandeln.