Wo regelt die EU überall den Alltag? Wo hat Brüssel genau die richtigen Vorschriften festgelegt, wo vielleicht auch überreguliert? Das schauen wir uns in den nächsten Tagen und Wochen ganz genau an. Heute geht’s in die Metzgerei! Und da hat Joris Gräßlin einen zweigeteilten Fleischermeister getroffen – was die EU angeht 😉
Markus Lindner aus dem fränkischen Weidenberg liebt sein Handwerk – auch wenn es morgens schon sehr früh um fünf losgeht und oft erst in den Abendstunden Feierabend ist. Vor 15 Jahren hat sich der zupackende Fleischer ein Herz gefasst – und den Weg in die Selbständigkeit gewählt. Und direkt die volle Breitseite der EU Bürokratie abbekommen.
„Aus der Sicht des kleinen Handwerkers hat die EU an vielen Stellen übertrieben, weil die Hauptarbeit des kleinen Handwerkers – speziell jetzt in meinem Fall der Metzgerei – ist die Aufgabe der Produktion und des Verkaufs der Waren. Und nicht Dokumentation, Richtlinien zu beachten, Gesetzen zu folgen, die den Arbeitsalltag schon sehr einschränken und gleichzeitig das Bestehen des Betriebs in manchen Situationen fragwürdig machen.“
Bestes Beispiel: die Dokumentationspflicht. Die Herkunft aller Zutaten muss festgehalten werden, jeder Produktionsvorgang braucht eine Chargennummer. Im kleinen Betrieb mit gerade mal 9 Mitarbeitern bleibt da viel beim Chef hängen, der sich nach Feierabend noch an den Rechner setzen muss. An anderer Stelle unterstützt Metzgermeister Lindner die EU – wenn es um Sauberkeit geht.
„Das perfekte Schlachterleben wäre ganz einfach, Hygienestandards hochzuhalten – europaweit – mit gleichen Anforderungen und gleichen Kontrollen, den kleinen Betrieb sein Handwerk machen zu lassen: die Produktion von Lebensmitteln. Und von den Dokumentationen, die gefordert werden, etwas Abstand zu nehmen.“
Ein aktuelles Vorhaben der EU ist auch im Sinne aller mittelständischen Metzgereien: die Schlachtung soll schon bald wieder in kleinen Betrieben möglich sein. Bisher hatte Brüssel dafür Schlachthäuser vorgeschrieben.