Erneute Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer

So wie es aussieht sind die Zeiten, in denen wir Italien nur mit Pizza, Pasta und gutem Wein verbinden, vorbei. Immer häufiger spielen sich dort an der Außengrenze der EU Flüchtlingsdramen ab. Laut der Organisation „Save the Children“ sind am Sonntag erneut hunderte Menschen im Mittelmeer ertrunken. Monika Olszewski  hat mit Kritikern der EU-Flüchtlingspolitik gesprochen…

Nahaufnahme des Sternenkreises auf einer EU-Flagge.

PRO ASYL, die Menschenrechtsorganisation, findet klare Worte für die erneute Katastrophe auf dem Mittelmeer. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, nachdem das italienische Rettungsprogramm für Flüchtlinge „Mare Nostrum“ vergangenes Jahr ausgelaufen war, so der Pro Asyl-Experte Karl Kopp:

„Es war eine Katastrophe mit Ansage. Es ist ganz klar: Wenn sie die Seenotrettungskapazitäten im Mittelmeer zurückfahren – das hat Europa bewusst gemacht – die Innenminister wollten die italienische Seenotrettungsoperation Mare Nostrum nicht finanzieren und erweitern. Dementsprechend steigt die Todesrate. Europa lässt sterben.“

Harte Worte. Die sich noch steigern lassen, denn Kopp lässt das Argument nicht zu, das Rettungsprogramm sei zu teuer:

„Wir retten Banken und haben keine 108 Millionen um Menschenleben zu retten. Das ist ein zynisch vorgeschobenes Argument. Die zweite Argumentationskette macht die Sache noch schlimmer. Äußerungen unseres Bundesinnenministers: „Mare Nostrum hat sich zu einer Brücke nach Europa entwickelt“, also einem Pull-Faktor. Es zieht noch Leute an. Wir sagen: Wir brauchen Brücken nach Europa. Wir wollen keine Friedhöfe“

Im vergangenen Jahr kamen rund 170.000 Flüchtlinge über Italien in die EU. Laut Pro Asyl verloren fast 4000 von ihnen bei der Reise über das Mittelmeer ihr Leben und für die Zukunft sieht es noch bitterer aus, so Karl Kopp von der Menschenrechtsorganisation:

„Vob daher ist europäische Flüchtlingspolitik heute gleichzusetzen mit dem Massensterben im Mittelmeer oder dem Massensterben vor unseren Grenzen. Das ist sehr traurig, sehr bitter.“