Es war DAS Prestige-Projekt der ehemaligen EU-Kommission: die Abschaffung der Roaming-Gebühren in der EU. Tatsächlich hat sie es geschafft, dass die Extra-Kosten für’s Telefonieren und Simsen im Ausland stetig gesunken sind. Noch im vergangenen Jahr hieß es dann: Ende 2015 werden sie ganz wegfallen. Und jetzt? Pustekuchen! Sie sollen erstmal bleiben. Euranetplus-Reporter Holger Winkelmann, warum?
Tja, ganz einfach weil sich die EU-Mitgliedsländer dagegen wehren. Sie sagen: es reicht doch, wenn wir die Gebühren nochmals senken. Ihr Plan sieht vor, dass irgendwann in jedem Handyvertrag Inklusiv-Minuten für das Ausland enthalten sind und nur wenn man ein bestimmtes Limit überschreitet, müsste man extra zahlen. Die liberale EU-Abgeordnete Marietje Schaake sagt ganz klar, dass sie davon gar nichts hält:
„Ich finde diese Ziele derart unambitioniert, dass es eine Beleidigung für das EU-Parlament ist, aber nicht nur für uns, sondern vor allem für die europäischen Bürger. Die wollen, dass ihre Telefonrechnungen nicht mehr so hoch sind. Und die wollen, dass Roaming-Gebühren ein Ende haben, denn sie sind immer noch übertrieben und waren viel zu lange viel zu hoch.
Klare Worte also – die Kommission und das Parlament wollen an der Abschaffung der Roaming-Gebühren festhalten.“
Aber allein können Sie das nicht einfach beschließen oder wie?
Nein, leider nicht. Ein solches Vorhaben müsste auch vom Rat der EU abgesegnet werden und darin sitzen ja die Vertreter der 28 EU-Staaten. Marietje Schaake sagt deswegen ganz klar, hier sind Lobbyisten wieder erfolgreich gewesen:
„Ich denke, dass die Mitgliedstaaten viel zu sehr auf etablierte Firmen hören. Damit meine ich die Telekom-Betreiber, die früher mal staatliche Unternehmen waren. Die wollen natürlich nicht, dass ihr profitables Geschäftsmodell einfach so von der EU beendet wird.
Die Telekom-Unternehmen argumentieren übrigens damit, dass die Handy-Tarife allgemein steigen werden, wenn sie Auslandsgespräche nicht mehr in Rechnung stellen dürfen. Das halten Verbraucherschützer aber für ein vorgeschobenes Argument.“
Im nächsten Sommerurlaub müssen wir noch mit Roaming-Gebühren leben – vielleicht aber auch noch viel länger als wir dachten. Die EU-Mitgliedsstaaten versuchen eine Abschaffung gerade zu verhindern.