Plattform gegen Desinformation

Problem erkannt, ist noch nicht Problem gebannt. Um Desinformationen besser zu bekämpfen, müssen auch die Gegenmaßnahmen und vor allem auch unser aller Bewusstsein besser werden. Die EU-Kommission hat jetzt eine öffentliche Ausschreibung gestartet, um eine digitale Plattform zur Bekämpfung von Desinformation in der EU zu schaffen. Das Ziel ist, ein Netzwerk von unabhängigen Experten zusammenzubringen.

© European Union , 2016 / Source: EC - Audiovisual Service / Photo: Jean-François Badias

Vera Jourova

Claudia Knoppke, das klingt jetzt nicht ganz neu. Was soll denn jetzt noch besser werden?

In der EU wurde ja schon vor gut einem Jahr ein Aktionsplan gegen Desinformation beschlossen und gestartet. In der jetzt gestarteten Ausschreibung stehen nochmal 2,5 Millionen Euro bereit, um die Vernetzung der Faktenprüfer und Forscher zu verbessern. Sie sollen zusammenarbeiten und sich aktiv austauschen. Denn die Bedrohung nimmt zu. Das hat EU-Kommissarin Vera Jourová gerade noch einmal betont.
„Es ist ein echte Bedrohung. Eine aktuelle Oxford-Studie zur globalen Desinformation zeigt, dass es organisierte Social Media- Manipulationskampagnen in 70 Ländern gibt. 2018 waren es 48 Länder.“

Diese Warnungen vor gezielten Desinformationen waren ja vor allem auch in der Zeit vor den Europawahlen im Mai immer wieder ausgesprochen worden. Hat es denn die Versuche gegeben, uns durch Desinformationen zu beeinflussen?

Laut EU-Kommission hat es das nach dem Wissensstand jetzt direkt nicht gegeben, aber indirekt schon. Und zwar u.a. durch Werbung. Nachdem in der EU ein Verhaltenskodex mit den größten sozialen Netzwerken aber auch der Werbebranche verabredet wurde, haben sich zum Beispiel Facebook, Google und Twitter verpflichtet, die Platzierung politischer Werbung zu kontrollieren und besser zu kennzeichnen. Und auch Scheinkonten und Scheinidentitäten wurde genauer nachgegangen. Die EU-Kommission sagt, in den Tagen vor der Wahl sind über 600 Gruppen und Facebook-Seiten identifiziert und gelöscht worden, über die Desinformationen und Hetze verbreitet wurden, oder bei denen falsche Profile verwendet wurden, um die unterstützten Parteien oder Seiten zu pushen. Und diese Seiten sind über 760 Millionen Mal aufgerufen worden. Und auch Desinformation entwickelt sich weiter. Deshalb bleibt die Devise: Problem erkannt heißt noch lange nicht, Problem gebannt. Oder wie es Vera Jorouvá sagt: „We cannot be naiv.“