Ohne Dolmetscher geht nicht viel

Die Jobbeschreibung ist: flexibel, belastbar, Bereitschaft, im Ausland zu arbeiten, Nachtarbeit inklusive, Fähigkeit, komplexe Sachverhalte schnell zu erkennen, mehrsprachig. Und, wer ist noch dabei?
In der EU herrscht ein geradezu babylonisches Sprachengewirr. Bei 24 Amtssprachen, und Abgeordneten und Mitarbeitern aus (noch) mindestens 28 unterschiedlichen europäischen Ländern kann man auf eine Sache nicht verzichten: das Dolmetschen. Doch in dieser Plenarwoche ist einiges anders, weiß Claudia Knoppke.

Verschiedene europäische Landerflaggen sowie eine Falle der eruopäischen Weltraumbehörde ESA, die neben einer dunkelblauen, mit dem ESA-Logo versehenen Wand aufgestellt wurdenHolger Winkelmann

Pressekonferenz im EU-Parlament gestern zur geplanten Reform des Urheberrechts im Internet. Der Deutsche Axel Voss muss feststellen:

„Guten Morgen zusammen, soweit ich verstehe, gibt es keine Übersetzung ins Deutsche, oder vom Deutschen ins Englische, also werde ich auf Englisch fortfahren.“

Und das lag daran, dass die Dolmetscher im EU-Parlament bis heute zu stundenweisen Streiks aufgerufen sind, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Auch am Dienstag hatte es im Parlament Verzögerungen gegeben. Eigentlich sollte der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borisov nach einem halben Jahr Ratspräsidentschaft seine Abschlussrede in Straßburg halten. Doch einige Abgeordnete haben aus Solidarität mit den Dolmetschern den Auftakt der Debatte verzögert. Parlamentspräsident Antonio Tajani war anschließend nicht sehr erfreut, in vielen Sprachen.

Die Abgeordneten hatten vorübergehend die zentrale Stromleitung zu den Dolmetscherkabinen gekappt und Techniker daran gehindert, einzugreifen. Das hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ziemlich sauer gemacht. Das sei nicht normal und im Hinblick auf den bulgarischen Ministerpräsidenten meinte er:
„Das wäre nicht passiert, wenn Frau Merkel oder Herr Macron da wären. Niemals.“