Teuerste Meinungsumfrage aller Zeiten

Ungarn verscherzt es sich von Tag zu Tag mehr mit der EU. Als wäre der Umgang mit der Flüchtlingskrise nicht schon genug, hat Ministerpräsident Orbán nun auch noch ein Referendum dazu durchgeführt – ein abstruses Referendum, wie ein Autor der Frankfurter Allgemeinen Zeitung findet:

Presseschau

„Wie vorhergesagt, hat eine nahezu hundertprozentige Mehrheit der Meinung von Viktor Orbán zugestimmt. Man möchte nicht, dass „die Europäische Union“ nichtungarische Personen in Ungarn ansiedelt. Ein Erfolg ist das Referendum, das Orbán im Frühjahr vom Zaun gebrochen hat, für ihn dennoch nicht. Es ist nicht gültig, da zu wenige Wahlberechtigte teilgenommen haben. Etwas ironisch könnte man allein an der Lautstärke, mit der Orbán dennoch seinen vermeintlichen Erfolg feiert, ermessen, wie schwer diese Schlappe für ihn wiegt. Man bedenke nur einmal den Aufwand, den seine Regierung, seine Partei Fidesz und auf deren Geheiß auch der ungarische Steuerzahler getrieben haben. Seit Sommer rollte Welle um Welle an Mobilisierung und Werbung für ein „Nein“ durch das Land, flankiert von intensivster Berichterstattung im Sinne Orbáns in den Fidesz-nahen Medien, wozu leider auch die öffentlich-rechtlichen Sender zu zählen sind. All das, um – ja, wozu eigentlich? Spötter sagen, es sei die teuerste Meinungsumfrage aller Zeiten gewesen.“

Ein Autor der Frankfurter Neuen Presse hat sich abermals Gedanken zum anstehenden Brexit gemacht. Er hat eine klare Meinung und bezeichnet die Briten als „die Lachnummer Europas“:

„Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union nimmt Gestalt an: Premierministerin Theresa May hat auf dem Parteitag der Konservativen angekündigt, der Brexit-Antrag werde bis spätestens Ende März gestellt. Dieser frühe Zeitpunkt überrascht, da in der EU damit gerechnet wurde, dass die Briten den Start des Verhandlungsmarathons so weit wie möglich hinausschieben wollten. Doch die Insulaner ticken wiederum anders, als der Rest Europas angenommen hat. Nein, den Weg der Schweizer und der Norweger will Großbritannien nicht gehen. Kein „Brexit light“ also, der die Mitgliedschaft im EU-Binnenmarkt gegen Zugeständnisse bei der Einwanderung weiter ermöglichen würde. Das stolze Königreich wählt die harte Tour und sieht sich am Ende sogar als Gewinner. Da reibt man sich die Augen und traut seinen Ohren nicht. Ist das, was Theresa May und die Brexit-trunkenen Tories ausstrahlen, ein neu erwachtes Selbstbewusstsein, oder ist es einfach nur Selbstüberschätzung, die ein böses Ende erwarten lässt?“

Die EU-Kommission denkt über eine InterRail-Lotterie für junge Europäer nach. Die Idee ist zu gut, um sie gleich wieder niederzumachen, findet ein Autor der Münchner Abendzeitung:

„Ein Interrail-Ticket für jeden der 18-Jährigen, damit sie Europa kennenlernen und Kontakte knüpfen – das ist mehr als nur ein kleiner Diskussionsbeitrag. Dies ist ein Vorschlag, der es verdient hat, ihn zu wagen. Natürlich haben die Kritiker und Nörgler Recht, dass auch ein solches Geschenk nicht jeden erreichen wird. Eine 30-tägige Europa-Tournee mit dem Rucksack kostet auch über das Bahnticket hinaus Geld. Das können sich nicht alle leisten. Aber das Anliegen stimmt: Zeigt den jungen Europäern die Gemeinschaft, in der sie leben, deren Möglichkeiten und Vielfalt. Denn nur so kann man Begeisterung für das Zusammenleben in dieser Union erreichen. Diejenigen, die mit Hilfe des Erasmus-Austauschprogramms für Azubis und Studenten, für Schüler und Lehrer in dieser EU unterwegs waren, belegen den Erfolg: Wer Europa kennt, weiß, wie wichtig diese Gemeinschaft für jeden einzelnen Mitgliedstaat ist.“