Brückenbauer Juncker in Russland

Mit dem redet man nicht! Der Westen hält Russlands Präsidenten Putin derzeit lieber auf Abstand. Großes Mißtrauen herrscht gegenüber dem Kreml-Chef, hat er sich mit der Krim-Annexion auch selbst zuzuschreiben. Aber: Wie weit kommt man mit Schweigen? Nicht sehr weit, findet EU-Kommissionspräsident Juncker. Und hat sich auf die stark umstrittene Reise nach Russland gemacht. Urte Modlich berichtet:

Jean-Claude JunckerJean-Claude Juncker, copyright: Audiovisual Service of the European Commission 2015, Shimera

Anlass für die Reise nach Russland ist das Internationale Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Auch Kommissionspräsident Juncker ist dort, und das sorgte schon im Vorfeld für viel Aufregung. Wird er Putin treffen? fragten sich Politiker und Journalisten. Gerade jetzt inmitten der EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland! Ja, hat Juncker, denn er handhabt es so: Statt nur über jemanden zu reden, sollte man mit ihm reden. Und er stellte klar:

„Es gibt die, die meinen Besuch hier mögen, und die, die ihn nicht mögen – aber ich mag den Gedanken, hier zu sein“.

Und so titeln auch heute viele Zeitungen: EU und Russland nähern sich an. Ein schwieriger Weg, wo doch so viele Themen zwischen den beiden stehen – auch das macht Juncker deutlich:

„Die illegale Annexion der Krim und der Konflikt in der Ukraine stellen die Beziehung zwischen der EU und Russland auf eine harte Probe. Russlands Vorgehen haben an den EU-Prinzipien der Sicherheitsordnung gerüttelt. Souveräne Gleichheit, Gewaltfreiheit und territoriale Integrität – darüber darf man nicht hinweg sehen.“

Die EU-Sanktionen gegen Russland können aufgehoben werden, sagt Juncker, allerdings nur, wenn Russland seinen Beitrag für Frieden in der Ukraine leistet. Auch darüber muss man wahrscheinlich immer wieder sprechen, doch das gehört nach Meinung des EU-Kommissionspräsidenten zu seinem Job:

„Seit dem Beginn meines politischen Lebens arbeite ich daran, Brücken zu bauen. Ich glaube daran, dass Frieden und Wohlstand auf Offenheit und Austausch basieren.“

Der Anfang für einen solchen Austausch ist gemacht. Bleibt zu hoffen, dass dieser Weg auch weiter beschritten wird.